Vertuschung: Weihbischof belastet Altbischöfe Lettmann und Tenhumberg
Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn hat der früheren Bistumsleitung Vertuschung im Falle eines wegen Missbrauchs verurteilten Priesters vorgeworfen. Es sei kein Geheimnis, wer in der besagten Zeit Verantwortung im Bistum Münster trug: "Das waren die Bischöfe Heinrich Tenhumberg und Reinhard Lettmann sowie Prälat Wilhelm Stammkötter als Personalreferent und Werner Thissen", sagte Zekorn bei einer Veranstaltung in Recklinghausen, wie das Münsteraner Online-Magazin "Kirche-und-Leben.de" am Donnerstag berichtete.
Zekorn habe 1984 nach seiner Priesterweihe von dem Missbrauch erfahren und ihn der Bistumsleitung gemeldet, diese sei jedoch untätig geblieben. In Recklinghausen war der betreffende Pfarrer von 1978 bis 1985 tätig. Geantwortet habe man ihm immer, dass ihn das nichts angehe, so Zekorn weiter. Der Weihbischof selbst war von 1987 bis 1992 als Privatsekretär von Bischof Lettmann tätig. Zekorn stammt nach eigener Aussage aus der betroffenen Recklinghäuser Pfarrei; bis er 2011 Weihbischof wurde, sei er jedoch nicht in der Situation gewesen, etwas zu ändern, so der Weihbischof.
Tenhumberg († 1979) war von 1969 bis 1979 Bischof von Münster, auf ihn folgte von 1980 bis 2008 Lettmann († 2013). Werner Thissen war von 1986 bis 1999 Münsteraner Generalvikar und von 2003 bis 2014 Erzbischof von Hamburg. Er räumte kürzlich Fehler im Umgang mit Missbrauch ein.
Der Priester, über den in diesem Zusammengang die Rede war, stammt aus dem Erzbistum Köln und wurde 1972 wegen "fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen" zu einer Haftstrafe verurteilt. Seit 1973 wurde er in verschiedenen Orten des Bistums Münster eingesetzt, bis er 1988 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde – wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen. Daraufhin war er als Altenheimseelsorger in Köln tätig und von 2002 bis 2015 Ruhestandsgeistlicher in Bochum-Wattenscheid. Zu dem Fall hatten sich bereits die Bischöfe Felix Genn, Franz-Josef Overbeck und Kardinal Rainer Maria Woelki zu Wort gemeldet.
Bei der Veranstaltung in Recklinghausen äußerten sich einige Teilnehmer verärgert darüber, dass der Münsteraner Bischof Genn nicht selbst gekommen war. Dies sei aufgrund der Fülle der Termine kurzfristig nicht möglich gewesen, sagte Zekorn ihnen. Der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, teilte daraufhin mit, Genn sei am heutigen Donnerstag bei einem Gespräch mit den Gemeindegremien bezüglich eines Missbrauchsfalls nahe Lippstadt anwesend. (mpl/tmg)