Strafermittlungen gegen Aachener Weihbischof
Der Aachener Weihbischof Johannes Bündgens (63) lässt wegen Strafermittlungen gegen ihn alle Ämter ruhen. Das teilte der Aachener Generalvikar Andreas Frick am Donnerstag vor Journalisten mit. Die Staatsanwaltschaft Köln werfe dem Geistlichen vor, eine sechsstellige Geldsumme von einer Person angenommen zu haben, die zum Zeitpunkt der Vereinbarung der Zahlung möglicherweise nicht mehr geschäftsfähig gewesen sei.
Nach neueren Informationen ist Bündgens wegen des Vorwurfs der Untreue vor dem Amtsgericht Kerpen angeklagt. Das teilte Gerichtssprecher Joachim Rau am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Ihm werde vorgeworfen, 127.000 Euro von einer älteren Frau angenommen zu haben, sagte Rau. Ob es zu einer Verhandlung komme, sei derzeit noch offen.
Aachens Bischof Helmut Dieser sei "schockiert" über den Vorwurf und dränge auf vollständige Aufklärung, so Frick. Bündgens, der sich auf einer Auslandsreise befinde, lasse seine Ämter als Weihbischof, Bischofsvikar und Domkapitular ruhen. Der Weihbischof habe ihn am Dienstagabend über die Ermittlungen gegen seine Person informiert, so Frick. Sobald der Weihbischof zurückgekehrt sei, würden mit ihm Gespräche geführt, sagte ein Bistumssprecher auf Anfrage. Das Amtsgericht verfüge über deutlich mehr Detailwissen als die Diözese.
Ermittlungen bereits seit 2018
Laut Amtsgericht nahm die Staatsanwaltschaft Köln bereits im Frühjahr 2018 Ermittlungen auf. Es gehe um Geldzahlungen einer heute 78-jährigen Frau, die Bündgens offenbar schon länger gekannt habe, so Sprecher Rau. Sie habe ihm eine Vollmacht für ihr Konto erteilt. Von diesem Konto habe der Geistliche zwischen Dezember 2017 und Januar 2018 insgesamt 127.000 Euro auf sein Privatkonto überwiesen. Als der Frau später ein gesetzlicher Betreuer zur Seite gestellt wurde, sei diesem der Transfer der ungewöhnlich hohen Geldsumme aufgefallen. Das Betreuungsgericht habe daraufhin die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Bündgens habe die Summe gemäß einer entsprechend getroffenen Vereinbarung inzwischen komplett zurückgezahlt.
Der Weihbischof habe angegeben, der Frau als Gegenleistung für die 127.000 Euro ein lebenslanges Wohnrecht in einer von ihm erworbenen Immobilie in Aachen eingeräumt zu haben, so Rau weiter. Dies sei aber nicht im Grundbuch vermerkt. Zur Umsetzung sei es nach Angaben von Bündgens nie gekommen, weil sich der Gesundheitszustand der Frau verschlechtert habe. Die Anklage sei dem Weihbischof im Oktober zugestellt worden. Seine Verteidiger hätten dazu eine Einlassung abgegeben. Aktuell liege die Akte noch einmal zur Stellungnahme bei der Staatsanwaltschaft Köln.
Bündgens ist seit 2006 Weihbischof im Bistum Aachen. Zudem ist er seitdem Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese sowie Bischofsvikar für das Caritaswesen. Darüber hinaus ist Bündgens Vorsitzender des Verwaltungsrates des Internationalen Katholischen Missionswerks missio mit Sitz in Aachen. In der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist er Mitglied der Kommission für Erziehung und Schule sowie der Kommission Weltkirche und deren Unterkommission für Entwicklungsfragen. (tmg/KNA)
5.12., 14:20 Uhr: Ergänzt um weitere Details.