"Wir wurden getäuscht"

Missbrauchstäter versetzt: Bischof fühlt sich von Salesianern verraten

Veröffentlicht am 18.12.2019 um 12:58 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Der Fall eines Salesianerpaters, der trotz Verurteilung wegen Missbrauchs nach Zentralafrika versetzt wurde, sorgte für Empörung. Jetzt meldet sich der dortige Vorsitzende der Bischofskonferenz zu Wort – und wirft dem Orden "Verrat" vor.

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Wegen der Versetzung eines Missbrauchstäters fühlt sich der Vorsitzende der Zentralafrikanischen Bischofskonferenz, Nestor-Desire Nongo-Aziagbia von Bossangoa, von der Ordensprovinz der Salesianer in Belgien "verraten". "Wir empfinden ein Gefühl der Ungerechtigkeit, weil wir getäuscht wurden", sagte Nongo-Aziagbia im Interview der französischen Zeitung "La Croix".

Im November war bekannt geworden, dass ein bereits wegen Missbrauchs an Kindern bestrafter Pater der Salesianer in Belgien nach Zentralafrika geschickt wurde. Dieser Priester übernahm 2015 den Vorsitz der Caritas in Zentralafrika. Nachdem der US-Sender CNN die Salesianer in Belgien im Juni 2019 über mutmaßliche erneute Missbrauchsfälle des Priesters informierte, beorderten die Salesianer ihn zurück nach Belgien. Er soll zwei Jungen im Flüchtlingslager Kaga-Bandoro missbraucht haben.

Kirchenrechtlicher Prozess eingeleitet

In dem Interview erläutert Nongo-Aziagbia nun, dass die belgische Salesianer-Provinz ihn nur zurückhaltend über die früheren Straftaten des Priesters informiert habe. Dass ein Gericht 2012 urteilte, dass der Priester zehn Jahre lang keinen Kontakt zu Kindern haben sollte, wurde der Zentralafrikanischen Bischofskonferenz demnach nicht mitgeteilt. In Zentralafrika wurde nun ein kirchenrechtlicher Prozess gegen den Priester eingeleitet.

Nach Bekanntwerden des Falles legte das UN-Nothilfebüro Ocha die Zusammenarbeit mit der Dachorganisation Caritas Internationalis in der Zentralafrikanischen Republik vorübergehend auf Eis. Nongo-Aziagbia kritisiert in dem Interview, dass nun besonders die Menschen vor Ort die Leidtragenden seien. "Diese Situation bringt die Caritas Zentralafrika in Schwierigkeiten, da einige Partner ihre Unterstützung eingestellt haben." In den Diözesen Bangui, Mbaiki, Bambari und Bangassou sei die Hilfe über Nacht eingestellt worden.

In einer eigenen Stellungnahme sprach Caritas Internationalis den Missbrauchsopfern "unser Mitgefühl" aus und kündigte polizeiliche sowie kircheninterne Ermittlungen an. Die Organisation sei "betrübt und empört" angesichts der Vorwürfe. International tätige und örtliche Mitarbeiter sollen künftig einer umfänglicheren Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. (KNA)