Steinmeier: Durch die Sternsinger wird unsere Welt ein bisschen besser
"Wenn die Menschen auf den Wegen des gerechten Gottes gehen, werden sie aus Schwertern Pflugscharen machen, und die Kriege zwischen den Völkern finden ein Ende": Orientiert an diesem bekannten Bibelwort (Jes 2,4) ziehen in diesen Tagen rund 300.000 Sternsinger durch ganz Deutschland. Neben dem traditionellen Segen bringen sie dabei auch eine Botschaft von Frieden und Versöhnung zu den Menschen. Wie nötig das ist, zeigen die zahllosen Konflikte in aller Welt – wie aktuell im Nahen Osten, wo die Kriegsgefahr nach der Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani durch die USA jeden Tag größer wird.
Der Schatten dieses Konflikts und der anderen kriegerischen Auseinandersetzungen lag am Montagmittag auch über dem traditionellen Besuch der Sternsinger bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die 40 kleinen Könige aus dem Bistum Passau, die stellvertretend für alle deutschen Sternsinger in das Schloss Bellevue gekommen waren, warben vor dem Staatsoberhaupt eindringlich für Frieden in der Welt.
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Auf Papptafeln, die die Kinder und Jugendlichen im Schloss in die Höhe hielten, nannten sie 27 Länder, in denen derzeit Krieg und Gewalt herrschen, darunter der Irak, Mali und die Ukraine. Vor allem Kinder litten unter der Gewalt, erklärten die Sternsinger. "Wir bitten Sie, lieber Herr Bundespräsident, dass Sie sich gemeinsam mit vielen anderen dafür einsetzen, dass die Zahl der Länder, in denen Krieg und Gewalt herrscht und somit das Leben der dort lebenden Menschen bestimmt, immer weniger wird", appellierten die kleinen Könige an Steinmeier, der den Empfang gemeinsam mit seiner Frau Elke Büdenbender absolvierte.
Der Bundespräsident dankte den Sternsingern bei seiner Rede für ihr Engagement. "Liebe Sternsinger, Ihr leistet damit einen großen Beitrag dazu, dass unsere Welt ein klein wenig besser wird. Dafür danke ich Euch als Bundespräsident von ganzem Herzen!" Gemeinsam mit seiner Frau sei er weltweit bereits an vielen Orten gewesen, an denen Kinder Hilfe brauchten, etwa im Flüchtlingslager Al-Azraq in Jordanien, in den Armenvierteln von Medellín in Kolumbien oder in den Slums von Johannesburg und Neu-Delhi. "Wir haben mit eigenen Augen in den Augen der Kinder viel Not gesehen. Aber auch große Hoffnung. Euch, liebe Sternsinger, kann ich ansehen, wie sehr Euch diese Hoffnung antreibt. Mit den von Euch gesammelten Spenden bringt Ihr anderen Kindern Hoffnung", so Steinmeier wörtlich.
In diesem Jahr steht der Libanon als Beispielland im Mittelpunkt der jährlichen Sternsinger-Aktion. Für Hilfsprojekte in dem Land, das in den vergangenen Jahren rund 1,2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat, überreichte auch Steinmeier den Königen einen Umschlag mit einer Geldspende. "Mit unserer Spende möchten wir helfen, dass Mädchen und Jungen, die aus Syrien flüchten mussten, in die Schule gehen können. Sie lernen lesen, rechnen und schreiben – alles das, was für Kinder in Deutschland selbstverständlich scheint. Und was so unglaublich wichtig für ein selbstbestimmtes Leben ist", so der Bundespräsident.
Vor der Zeremonie im Festsaal von Schloss Bellevue hatten die Sternsinger mit weißer Kreide den Segen "20*C+M+B+20" an das Eingangsportal des Amtssitzes des Bundespräsidenten geschrieben. Die Abkürzung steht für "Christus Mansionem Benedicat" (Christus segne dieses Haus). Außerdem sang die Gruppe bekannte Lieder wie "Seht ihr unseren Stern dort stehen" und "Stern über Bethlehem". Im Schloss überreichten die Jungen und Mädchen Steinmeier zudem heimattypische Geschenke aus dem Bistum Passau, darunter eine Madonna aus dem Marienwallfahrtsort Altötting und Bier aus der Brauerei der Diözese.
Die Aktion Dreikönigssingen, die vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gemeinsam getragen wird, findet in diesem Jahr zum 62. Mal statt. Diesmal steht die Hilfsaktion unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein – Frieden! Im Libanon und weltweit". Seit 1959 hat sich das Sternsingen zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Rund um den Dreikönigstagtag am 6. Januar gehen als Heilige Drei Könige verkleidete Kinder von Haus zu Haus und sammeln Spenden für Not leidende Kinder in Entwicklungsländern. Insgesamt wurden seit Beginn der Aktion rund 1,14 Milliarden Euro für etwa 74.400 Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gesammelt.