Nach Einlassung von Benedikt XVI. und Kardinal Robert Sarah

Vatikan reagiert: Haltung von Papst Franziskus zum Zölibat ist bekannt

Veröffentlicht am 13.01.2020 um 15:32 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Ein Affront gegen Franziskus? Das neue Buch von Benedikt XVI. und Kurienkardinal Robert Sarah zum Zölibat sorgt derzeit für Furore. Jetzt reagiert auch der Vatikan – und sagt, welche Haltung der amtierende Papst tatsächlich zur priesterlichen Ehelosigkeit hat.

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Anlässlich eines neuen Buches zum Zölibat, das Kurienkardinal Robert Sarah mit dem emeritierten Benedikt XVI. veröffentlicht, hat der Vatikan an Aussagen von Papst Franziskus erinnert. Dessen Haltung zum Zölibat sei bekannt, erklärte der Pressesprecher Matteo Bruni (Montag). "Ich persönlich meine, dass der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist ... Ich bin nicht damit einverstanden, den optionalen Zölibat zu erlauben", zitierte Bruni den Papst aus einer Pressekonferenz vor einem knappen Jahr.

Mit Blick auf fortgesetzte Diskussionen über Ausnahmen der Zölibatsverpflichtung habe Franziskus damals hinzugefügt: "Es würden nur einige Möglichkeiten bleiben in entlegensten Gebieten wie den Pazifischen Inseln"; bei "pastoraler Notwendigkeit" müsse "der Hirte an die Gläubigen denken". Bruni erinnert daran, dass Franziskus damals seinen Vorgänger Paul VI. mit den Worten zitierte: "Ich gebe lieber mein Leben, als das Zölibatsgesetz zu ändern."

Mit Brunis Erklärung reagierte der Vatikan auf die Vorabveröffentlichung eines Buches von Sarah und Benedikt in der französischen Zeitung "Le Figaro" (Montag). In dem 175 Seiten umfassenden Buch "Des profondeurs de nos coeurs" ("Aus den Tiefen unserer Herzen") verteidigen beide vehement die verpflichtende Ehelosigkeit für römisch-katholische Priester. Einzelne Kommentatoren werten insbesondere die Äußerungen des ehemaligen Papstes als offenen Affront gegen seinen Nachfolger.

ZdK: Benedikts Äußerung wie private Wortmeldung eines Altbischofs

Franziskus will in Kürze ein nachsynodales Schreiben zur Amazonas-Synode veröffentlichen. Dort hatte eine Mehrheit der Mitglieder dafür plädiert, in Ausnahmen bewährte verheiratete Ständige Diakone zu Priestern zu weihen. Diese könnten helfen, in entlegenen Gebieten Amazoniens häufiger die Eucharistie zu feiern.

In der Erklärung von Montag zitiert der Vatikan auch eine Äußerung von Franziskus aus dessen Rede am Ende der Synode: "Es hat mich sehr gefreut, dass wir nicht Gefangene jener selektiven Gruppen geworden sind, die von der Synode nur wahrnehmen möchten, was in diesem oder jenem anderen innerkirchlichen Punkt beschlossen wurde." Dabei, so Franziskus damals weiter, werde das wesentliche Ganze der Synode verleugnet. Das aber bestehe in der Diagnose vier wesentlicher Dimensionen: Seelsorge, Kultur, Soziales und Ökologie.

In einem Interview hatte der sizilianische Erzbischof Michele Pennisi am Montag Stellung zum Benedikt-Sarah-Buch genommen. Der Emeritus habe "legitimerweise seine Überzeugung" zum Zölibat geäußert, so Pennisi. Aber es sei Aufgabe des regierenden Papstes, nach der entsprechenden Anregung der Amazonas-Synode "eine Synthese der unterschiedlichen Auffassungen zu schaffen" und eine Entscheidung zu treffen. Generell könne man nicht sagen, dass der Einsatz für Christus und die Kirche bei nicht-zölibatär lebenden Geistlichen geringer sei, so der Erzbischof. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sieht die jüngsten Äußerungen von Benedikt XVI. zur verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern gelassen. "Diese Ansichten zum Zölibat haben wir schon häufiger gehört, sie sind ernst zu nehmen", sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Montag in Bonn. Aber es handle sich um die Meinung eines emeritierten Papstes. Das sei vergleichbar mit der privaten Wortmeldung eines Bischofs im Ruhestand. (tmg/KNA)