Katholische Bischöfe für Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt
Katholische Bischöfe aus Europa, Kanada und den USA haben in Jerusalem zu mehr Einsatz für eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt aufgerufen. "Gleichzeitig bitten wir unsere Regierungen, an einer neuen politischen Lösung mitzuwirken, die die Würde aller Menschen achtet und schützt", heißt es in der Abschlussbotschaft des "Internationalen Bischofstreffens zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" von Donnerstag. Der deutsche Vertreter, Weihbischof Udo Bentz (Mainz), warnte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor einer offensiveren Besatzungs- und Siedlungspolitik Israels.
Die Bischöfe werfen den Regierungen ihrer Staaten vor, sich "in einigen Fällen an der Verschärfung der Konflikte und den Übeln der Besatzung beteiligt" zu haben. Die Konfliktlösung liege zwar im Dialog der Menschen im Heiligen Land, es sei jedoch "dringend notwendig, dass unsere Länder (...) auf der Anwendung internationalen Rechts bestehen, sich mit den Sicherheitsbedenken Israels und dem Recht aller auseinandersetzen, in Sicherheit zu leben, dem Vorbild des Heiligen Stuhls bei der Anerkennung des Staates Palästina folgen, politische oder wirtschaftliche Unterstützung für Siedlungen ablehnen und sich entschlossen Gewaltakten oder Menschenrechtsverletzungen jedweder Seite widersetzen", heißt es im Abschlusskommunique.
Unterzeichnet ist die Botschaft von den Vertretern von 15 Bischofskonferenzen in Europa, USA und Kanada, einem Vertreter des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) sowie einem Vertreter der anglikanischen Kirche. Die Deutsche Bischofskonferenz war durch den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche, Weihbischof Udo Bentz, vertreten.
Bentz kritisiert Enthemmung
Im Interview kritisierte Bentz scharf die israelische Siedlungspolitik: "Der Eindruck entsteht, dass durch eine veränderte Politik der USA eine gewisse Enthemmung in der Dynamik des Abtrennens geschaffen wurde." Maßnahmen wie die Sperrmauer oder Einschränkungen bei Reiseerlaubnissen schafften "weder Sicherheit noch Frieden, sondern verschärfen die Situation, das Misstrauen, die Spannungen", so Bentz, der die deutliche Kritik Deutschlands an Israels Siedlungspolitik lobte. Ein Grundanliegen auch des Bischofstreffens sei es gewesen, "die Dinge deutlicher beim Namen zu nennen".
Als Aufgabe der Kirche bezeichnete er es, an jenen Orten präsent zu sein, "an denen keiner mehr sein will und an denen es schwierig wird", um bei jenen zu bleiben, "die keine Chancen haben und um die sich keiner kümmert". Eine Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz zitierte Bentz am Donnerstag außerdem mit den Worten, ihm sei durch Besuche bei Familien bewusst geworden, "wie sehr der Lebensalltag der Menschen durch die Quasi-Gefängnissituation im Gazastreifen belastet ist". Schleichend geschaffene Fakten machten eine Zwei-Staaten-Lösung mit der gemeinsamen Hauptstadt Jerusalem immer unwahrscheinlicher.
Das "Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" findet seit 1998 jeweils im Januar im Auftrag des Heiligen Stuhls und auf Einladung der katholischen Bischöfe des Heiligen Landes statt. Sechs Tage lang hatten die Bischöfe Einrichtungen und kirchliche Stellen besucht. Gespräche gab es auch mit Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde. Ein Treffen mit israelischen Politikern stand nicht auf dem Programm. (KNA)