So klappt Kirche für Kinder
Kirche ist für alle da – heißt es doch, Gott liebe jeden Menschen. Doch zugegebenermaßen sind reguläre Gottesdienste oft nur wenig ansprechend für Kinder. Dabei wäre das von großer Bedeutung, findet Monika Mehringer von der Kinderpastoral der Erzdiözese München und Freising: "Das Anliegen ist, dass Kinder und Familien in den katholischen Gottesdienst eingeführt werden." Deshalb brauche es spezielle Angebote für Kinder. Drei unterschiedliche Formen sind am verbreiteten: Familiengottesdienst, Wort-Gottes-Feier und Kindergottesdienst.
Familiengottesdienst
Der Familiengottesdienst ist ein regulärer Sonntagsgottesdienst samt Eucharistiefeier, der auch Kinder in den Blick nimmt. Aus Sicht von Kindern bereichern bereits kleine Elemente den Gottesdienst. Eine Idee ist die Symboldidaktik: Kommt zum Beispiel ein Schaf in den liturgischen Texten vor, wie am vierten Sonntag der Osterzeit oder an Christkönig, kann eine kurze Einführung gehalten werden, in der besprochen wird, wie das Schaf lebt. So wird das Bild der biblischen Geschichte lebendig. Das hilft nicht nur Kindern, sondern der gesamten Gemeinde. Genauso führt eine Geschichte oder Fantasiereise in die Lesung ein: "Was sich dadurch ändert, ist dass ich die Lesung aktiver höre." Auch ein Rollenspiel ist möglich, doch das brauche Spieler und Vorbereitung.
Ansprechend seien darüber hinaus Bewegungen beim Singen der Lieder, wodurch sich der Inhalt des Liedes intensiver erschließt, erklärt Mehringer. Neben dem klassischen Klatschen sei "Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht" ein gutes Beispiel. Dazu schlägt die Religionspädagogin folgende Bewegungen im Kreis vor: "Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht" – Die Kinder heben die Hände nach oben; "Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht" – Sie nehmen einander an die Hand; "Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not uns Ängsten" – Sie machen einen Wiegeschritt; "ist wie ein Stern in der Dunkelheit" – Die Kinder heben ihre Hände so, dass der Kreis wie ein Stern aussieht.
Vor dem Gottesdienst kann die Gemeinde mit einer Meditation vor der Kirche beginnen, um "ganz bewusst über die Schwelle in den heiligen Raum eintreten und die heilige Zeit so beginnen". Weiter kann man sich ein Element im Kirchenraum genauer anschauen, etwa das Taufbecken, wenn es zum Evangelium passt. Befinden sich Darstellungen, zum Beispiel von Heiligen, in der Kirche, können sie in den Gottesdienst mit einbezogen werden. Andere Möglichkeiten sind der heilige Nikolaus oder Maria. "Diese Bilder genauer anzuschauen ist für alle sinnvoll", erklärt Mehringer – auch für Erwachsene.
Erwachsene sollen Verständnis zeigen
Nach dem Gottesdienst freuen sich die Kinder, wenn sie etwas mit nach Hause nehmen können, etwa ein Kreuz am Fest Kreuzerhöhung oder an Karfreitag. Oder sie gestalten während der Fastensonntage eine Kerze, indem sie jeden Sonntag ein weiteres Wachs-Element daran befestigen. Mehringer berichtet davon, dass in einem Jahr Noah mit einem Regenbogen abgebildet war und die Kinder jeden Sonntag einen weiteren bunten Streifen erhielten. Es sei jedoch sinnvoll, nicht jede Woche etwas mitzugeben, betont die Religionspädagogin: "Die Kinder sollten sich nicht darauf konzentrieren, dass sie immer etwas bekommen."
Und was, wenn das erwachsenen Gottesdienstbesuchern zu viel ist? Die Referentin empfiehlt, in einem Halbsatz zu vermitteln, dass das Geschehen auch für sie die Bedeutung erschließt. Sinnvoll sei es zudem, Familiengottesdienste im Vorfeld deutlich als solche anzukündigen.
Wort-Gottes-Feier
Wort-Gottes-Feiern stehen im Mittelpunkt der Bottroper Kinderkirche "KikeriKi". Petra Eberhardt, Leiterin des benachbarten Familienzentrums, schuf das Projekt im Oktober 2018 aus der Taufe. Seitdem leitet sie es. Alle zwei Wochen am Samstag gibt es speziell für Kinder Wort-Gottes-Feiern nach einem festen Muster. Das Projekt richtet sich an Kinder ab einem Jahr bis in die zweite Klasse. Die Kirche wird aber von allen Zielgruppen genutzt, ist also eine "Mehr-Generationen-Kirche", wie Eberhardt sie nennt. Nach wie vor finden dort Sonntagsgottesdienste, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen statt.
Die Leiterin betont, dass es ihr wichtig ist, dass Kinder Wert in der katholischen Kirche finden – "ihren Wert vor der Kommunion. Das Problem ist, dass zwischen Taufe und Kommunion wenig für Kinder stattfindet." Auf diesem Weg wüssten die Kinder auch, warum sie überhaupt die Eucharistie feiern.
In Bottrop sitzen die Kinder in einem Kreis oder in einer Ellipse auf bunten Stühlen, Hockern und Sitzkissen. Los geht es mit einer Begrüßung, bei der sich die Kinder untereinander "Hallo" sagen oder die Hände schütteln. Darauf folgt ein Lied, begleitet durch eine Gitarre. Auch Eberhardt und das Team von "KikeriKi" setzen auf Bewegung: Neben Klatschen und Stampfen gibt es darüber hinaus andere Bewegungen und Tänze. Zwei Kinder stehen vorne und zeigen diese, damit auch Gäste mitmachen können, die noch nicht oder nicht so oft in der Kinderkirche gewesen sind. Das Prinzip der Bewegung verfolgt "KikeriKi" beim darauffolgenden "Halleluja" ebenso.
Beim Bibeltext legen Eberhardt und das Team darauf Wert, sich anzupassen: "Wir versuchen uns am Jahreskreis entlang zu hangeln, aber auch an den Interessen der Kinder." Die Texte werden aus Kinderbibeln entnommen und sind dementsprechend in der Sprache der Kinder verfasst. Geschichten oder Erzählungen über Heilige finden ebenso ihren Platz. In einer kurzen Katechese spielen die Kinder den Text nach oder setzen ihn auf spielerische Weise um. Beim Gedenktag von Don Bosco etwa, der Kinder mit Kunststücken unterhielt, führten die Kinder während der Katechese Kunst- und Zaubertricks vor. "Kinder in dem Alter müssen erleben und begreifen", betont Eberhardt. Die Vermittlung funktioniere vor allem über die Sinne. Deshalb könne in der Katechese auch ein Stein herumgereicht werden, wenn es um das Thema "Steine aus dem Weg räumen" geht.
Fürbitten werden aus einem eigenen Buch vorgelesen. Dafür nutzt das Team auch von den Kindern im Vorfeld gemalte Bilder. "Wir wollen dazu hingehen, dass sie in Zukunft ihre Fürbitten frei sprechen", erklärt Eberhardt. Im weiteren Verlauf folgt das Vaterunser, der Segen und ein Lied zum Abschluss. Etwa 20 Minuten dauert eine Wort-Gottes-Feier.
Vorbei ist es bei "KikeriKi" danach noch nicht. An verschiedenen Stationen können die jungen Besucher die Kirche weiter erleben. Beispielsweise können sie ihre Zeit an Malwänden oder in einem Erzählzelt verbringen, um weitere Erzählungen aus der Bibel zu hören oder sich eigene Geschichten auszudenken. Auch gibt es ein auf das Thema angepasste Kreativangebot. In einem Gottesdienst, in dem es um die Taufe ging, gestalteten sie etwa kleine Taufkerzen. Im Advent wurde mit einer Erlebnisreise thematisiert, was zu einer Reise nach Bethlehem dazugehört. Dabei zogen die Kinder einen Holzesel durch die Kirche. Etwas Ähnliches soll es in diesem Jahr in der Fastenzeit geben, zum Beispiel mit einem Tisch für das Paschamahl.
Kindergottesdienst
In vielen Gemeinden gibt es eine Mischung aus den beiden Formen, oft "Kindergottesdienst" genannt, erklärt Religionspädagogin Mehringer. Im regulären Sonntagsgottesdienst gehen die Kinder nach der Begrüßung in einen separaten Raum und haben parallel dazu ein eigenes Programm, bei dem sie mit einer Katechese, einer Kurzpredigt oder einer religionspädagogischen Aktivität betreut werden. Auch hier brauche man nur einen Text. Dazu sei zu überlegen, was die Verkündigungsaussage ist, was die Kinder davon mitnehmen können und wie diese Idee kreativ in Spielen und Bildern umzusetzen ist.
Mehringer nennt den zweiten Fastensonntag, die Verklärung Jesu (Mt 17,1-9), als Beispiel. Am Anfang legen die Kinder ein gelbes Tuch in die Mitte. Weiter geht es mit dem Singen eines Liedes und einem gemeinsamen Ritual, etwa das Anzünden einer Kerze oder das Kreuzzeichen. In einem Spiel sollen die Kinder ankommen. Auf das Tuch legt die Leiterin oder der Leiter eine in weiße Tücher gehüllte Jesus-Ikone, die die Kinder an den Ecken der Tücher öffnen, bis in der Mitte die freigelegte Ikone zu sehen ist. Es folgt ein Teil der Bibelgeschichte, wobei man mit den Kindern durch den Raum geht, um wie Jesus mit Petrus, Johannes, Jakobus und Philippus auf den Berg zu gehen. Dabei kann die Frage gestellt werden, wer Jesus eigentlich ist, ein Freund, ein Prophet oder ein Heiliger? Die passende Bibelstelle wird vorgelesen, woraufhin die Kinder auf das Wort Gottes antworten, indem sie beschreiben, wer Jesus für sie ist, beispielsweise ein Freund oder Bruder. Visualisieren können sie das, indem sie dabei etwa aus Perlenketten Streifen zur Ikone legen. So drückten Kinder ihr Gebet aus, erklärt Merhinger. Zum Schluss kommen das Vaterunser und ein Lied, woraufhin sie wieder in die Kirche zurückkehren.
Alle sollten angesprochen werden
Die Planung und Organisation solcher Gottesdienstformen übernehmen Hauptamtliche, "Gemeinde- und Pastoralreferenten, aber auch Diakone", genauso häufig wie Ehrenamtliche, beobachtet die Referentin. Material für die Vorbereitung gibt es viel.
Wie häufig in den Gottesdiensten etwas für Kinder angeboten werde, sei von der Anzahl der Kinder abhängig, erklärt Mehringer. In Gemeinden mit vielen Kindern sei es sinnvoll, jede Woche eine der Formen anzubieten. In kleineren Gemeinden solle in den Sonntagsgottesdiensten jeder einmal angesprochen werden. "Es sind ja alle gemeint, von Klein bis Groß, von Jung bis Alt. Jede Altersgruppe sollte merken: Da hat jemand an uns gedacht."