Bisheriger Bewohner will Priester werden

Einsiedelei sucht einen neuen Eremiten

Veröffentlicht am 15.02.2020 um 13:50 Uhr – Lesedauer: 

Saalfelden ‐ Seit mehr als 350 Jahren ist die Klause im österreichischen Saalfelden bewohnt – und das obwohl es dort weder Strom, Heizung oder fließendes Wasser gibt. Jetzt wird dort ein neuer Einsiedler gesucht. Oder eine Einsiedlerin.

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Eine nicht ganz alltägliche Stelle ist frei geworden: Pfarrei und Stadt Saalfelden in Österreich suchen einen neuen Bewohner für eine mehr als 350 Jahre alte Einsiedelei im Bundesland Salzburg. Von April bis November soll jemand Neues in der in den Fels gebauten Klause wohnen – den Winter über bleibt das Häuschen unbewohnt, weil beispielsweise eine Heizung fehlt. 

"Der Einsiedler muss eine gefestigte Person sein", betont der Saalfelder Dechant Alois Moser auf der Internetseite der Stadt Saalfelden die Anforderungen für die Stelle. So müsse die gesuchte Person mit der Einsamkeit am Abend und in der Nacht genauso klarkommen wie mit den vielen Menschen, die die Einsiedlei tagsüber besuchten. "Das Leben in einer Klause am Berg – ohne Strom, Zentralheizung und fließendes Wasser – erfordert Genügsamkeit, eine gute körperliche Verfassung und handwerkliches Geschick", so Moser. 

Der neue Bewohner könnte dabei auch eine Eremitin sein: Auf Anfrage des ORF teilte das Büro des Bürgermeisters von Saalfelden mit, dass man für Bewerberinnen und Bewerber gleichermaßen offen sei. Eine Frau hatte den Posten bisher allerdings noch nicht. 

Bild: ©picture alliance / dpa / Matthias Röder (Archivbild)

Drei Jahre lang wohnte der Belgier Stan Vanuytrecht in der Einsiedelei Saalfelden in Österreich – nun will er Priester werden.

Bereits 2017 hatten Stadt und Pfarrei gemeinsam nach einem neuen Bewohner für die Einsiedlei gesucht. Die Ausschreibung war damals von großem Medieninteresse begleitet worden. Gegen 50 weitere Bewerber setzte sich schließlich der Belgier Stan Vanuytrecht durch. Drei Jahre lang bewohnte er jeweils von Frühling bis Herbst die Klause in Saalfelden. Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, habe Vanuytrecht Dechant Moser in einem Schreiben Anfang Februar über seinen Rücktritt informiert. "Drei Jahre lang habe ich die Funktion des Einsiedlers in Saalfelden mit großer Freude bekleidet", so der Belgier. "Ich sehe mich jedoch dazu verpflichtet, nun von dieser Position zurückzutreten." In seinem Brief bedankte Vanuytrecht sich für die Zeit in der Einsiedelei: "Es war mir eine Freude, Menschen zu trösten, mir ihre Geschichten anzuhören und eine angenehme Zeit mit ihnen zu verbringen."

Ehemaliger Eremit möchte Priester werden

Mehrere Gründe hätten ihn dazu bewogen, die Stelle aufzugeben. So erlaube sein Gesundheitszustand keine langen Aufenthalte auf der Einsiedlei mehr. "Außerdem möchte ich ein Priesterstudium absolvieren. In Belgien habe ich die Möglichkeit, als Priesterkandidat aufgenommen zu werden." Bevor er zum Eremiten in Östterreich wurde, war der Katholik bei der belgischen Luftwaffe und in Deutschland stationiert. Anschließend studierte er Vermessungstechnik. 2014 ging der zweifache Vater in Rente. 

Die Klause von Saalfelden liegt in 1400 Meter Höhe und ist eine der letzten bewohnten Einsiedeleien in Europa. Seit dem 16. Jahrhundert wird dort ein Bildnis des Heiligen Georg verehrt, des Schutzpatrons der Tiere. Die natürliche Felshöhle wurde 1664 zu Kapelle und Klause ausgebaut(cbr)