Katholische Jugendverbände leisten Corona-Nachbarschaftshilfe
Zu den prägenden Bildern der Corona-Krise gehören nicht nur Supermärkte, in denen Nudeln und Toilettenpapier sofort nach jeder Nachlieferung ausgehen. Zur Krise gehören auch die selbstlosen Helfer. Das Virus ist besonders für Ältere und Menschen mit schwachem Immunsystem gefährlich. Andere Menschen meiden, um Infektionen zu verhindern, ist für sie besonders wichtig – aber Lebensmittel und Medikamente brauchen sie trotzdem.
Seit die Parole "social distancing", also Distanzhalten zum Infektionsschutz, ausgegeben wurde, sind viele Hilfsangebote entstanden: Auf Twitter wurde die "#nachbarschaftschallenge" mit passendem Hashtag ausgerufen. Wer nicht zur Risikogruppen gehört, bietet Alltagshilfe für andere an. Viele Vereine, Pfarreien und Jugendorganisationen beteiligen sich an solchen Aktionen. Auch kirchliche Jugendverbände und -gruppen sind dabei.
Hilfe per Instagram
"Wir gehn viral", schreibt etwa die Katholische junge Gemeinde (KjG) Niederkirchen auf ihrem Instagram-Account: "In Zeiten, in denen die Sorge und Ungewissheit um das Corona-Virus immer größer wird, möchten wir uns unseren Mitbürgern gegenüber solidarisch zeigen und unsere Unterstützung anbieten." Die Jugendlichen bieten Menschen, die zu Risikogruppen gehören, Hilfe bei Einkäufen und sonstigen Erledigungen an. "Im Moment haben alle Schulen zu", erzählt Judith Konrad, eine der Gruppenleiterinnen. "Wenn wir eh alle Zeit haben, dann können wir auch etwas Gutes tun für Menschen, die Hilfe brauchen." Schnell hatte die Leiterrunde die Idee mit der Nachbarschaftshilfe. In den sozialen Medien und über Flyer wurde das Dorf informiert. Jetzt warten die Jugendlichen auf Aufträge. Anrufe gab es schon viele, erzählt Judith: "Aber noch von niemandem, der Hilfe braucht, dafür haben uns sehr viele Unterstützung angeboten."
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Viral gegangen ist die Hilfsaktion aber doch: Über Instagram wurden andere Jugendgruppen darauf aufmerksam, so auch die KjG St. Martin aus Ettlingen bei Karlsruhe. "Wir haben die Aktion der KjG Niederkirchen gesehen und dann in der Leiterunde überlegt, ob wir Lust und Kapazitäten hätten, das auch zu machen – das war dann auch extrem schnell klar", erzählt David Seifried. Sofort wurden Flyer mit Kontaktdaten gedruckt und im Ort verteilt. Wer trotz abgesagter Gottesdienste zur Kirche kommt, findet jetzt an der Tür die Nummer der KjG: Per Telefon koordinieren die Jugendlichen ihre Hilfsangebote.
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Am Dienstag hat dann die Lokalzeitung berichtet – seither gehen auch tatsächlich Aufträge ein. "Die meisten brauchen Hilfe beim Einkaufen", erzählt David. Lebensmittel und Medikamente wurden durch die KjG-Mitglieder schon geliefert, auch Hilfe bei der Beantragung von Briefwahlunterlagen für die Pfarrgemeinderatswahl gab es. Manchmal riefen auch Leute von auswärts an, die Hilfe für ihre Eltern im Ort suchen, die eigentlich noch selbst einkaufen wollen: "Nicht alle älteren Leute sehen ein, dass sie zur Risikogruppe gehören", erklärt der 21-jährige.
Alles ohne persönlichen Kontakt
Damit sie sich nicht selbst gefährden, haben die Jugendlichen Vorkehrungen getroffen: Persönlichen Kontakt gibt es nicht. "Alles wird vorher am Telefon geklärt", beschreibt David das Vorgehen. "Wenn wir die Besorgungen gemacht haben, rufen wir kurz vorher an, dass wir kommen." Dann legen die Unterstützten das Geld in Umschlägen vor die Tür, die KjGler nehmen es mit und stellen die Einkäufe ab.
In Niederkirchen war das lange noch Theorie. Geplant ist die Hilfe dort aber genauso – inklusive dem großen Vertrauen, ohne Vorkasse für Fremde einkaufen zu gehen und Geld vor die Tür zu legen. "Bei uns auf dem Land geht das noch", sagt Judith. Die vielen Hilfsangebote, die derzeit in sozialen Medien, an Schaukästen und Türen von Vereinen und Pfarreien zu finden sind, machen Hoffnung. Und kurz nach dem Telefonat mit katholisch.de kann auch die KjG Niederkirchen ihren ersten Auftrag vermelden: Nudeln, Brötchen, Zucker und Mehl stehen auf der Einkaufsliste, die die Jugendlichen stolz auf ihrer Instagramseite posten.