EKD-Ratsvorsitzender wird 60 Jahre alt

Bedford-Strohm – Mit "Feuer im Herzen" und Luther auf der Zunge

Veröffentlicht am 29.03.2020 um 12:45 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Sein Haar ist schon lange ergraut, doch sein Auftreten immer voller Elan: Nun wird der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm 60 Jahre alt. Selbst Papst Franziskus lobte den Protestanten in höchsten Tönen.

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Er dürfte der erste Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sein, der Morddrohungen erhalten hat - wegen seines Engagements für die Seenotrettung im Mittelmeer. Den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ficht das aber nicht an: "Die Wahrscheinlichkeit, dass ich an einem Herzinfarkt sterbe, ist bei meiner Art Leben wahrscheinlich größer als durch irgendwas anderes", meinte er kürzlich vor Journalisten in München. Für bestimmte Kreise sei er offenbar eine "Hassfigur". Von seinem Einsatz für Flüchtlinge lässt sich der Bischof davon jedenfalls nicht abhalten. Am 30. März wird er 60 Jahre alt.

Eine "öffentliche Theologie" vertrat Bedford-Strohm schon in seiner Zeit als Hochschullehrer. Als oberster Repräsentant der EKD hat er sich zu vielen politischen Fragen geäußert. Doch es scheint, als hätte er mit der Seenotrettung "sein" Thema gefunden. Allerdings stößt er damit auch innerhalb der Kirche auf Bedenken - manche meinen, die Kirche solle nicht mit einem eigenen Schiff zum Akteur werden. Doch weiß er sich hier nicht zuletzt durch den jüngsten Evangelischen Kirchentag in Dortmund unterstützt.

Der in Memmingen geborene Bedford-Strohm stammt aus einer Theologenfamilie. Sein Vater Albert Strohm war evangelischer Pfarrer, sein Bruder Christoph ist Kirchenhistoriker in Heidelberg. Heinrich studierte nach zwei Semestern Rechtswissenschaften, Geschichte und Politikwissenschaften ebenfalls Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley. Dort lernte er seine Frau, die Psychotherapeutin Deborah Bedford, kennen; sie heirateten 1985 und haben drei erwachsene Söhne. Mit seinem Heidelberger Doktorvater Wolfgang Huber verbinden ihn nicht nur der theologisch-sozialethische Ansatz und eine persönliche Freundschaft, sondern auch die parteipolitische Präferenz: Beide waren bis zum Beginn ihrer Bischofslaufbahn SPD-Mitglied.

Kardinal Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm
Bild: ©dpa/Julian Stratenschulte

Die beiden Münchener Oberhirten Kardinal Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm soll eine Freundschaft verbinden, die eine Ökumene der kurzen Wege ermöglicht.

Vor seiner Wahl zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 2011 war Bedford-Strohm seit 2004 Professor für Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen in Bamberg, Gastprofessuren führten ihn nach New York und Stellenbosch/Südafrika. Nicht nur diese internationale Vernetzung unterscheidet ihn von anderen deutschen Kirchenmännern und -frauen, sondern auch seine Vertrautheit mit den Sozialen Medien - über Facebook und Twitter verbreitet er seine Anliegen schneller als über die kirchlichen Pressestellen.

Als Bedford-Strohm 2013 in den Rat der EKD nachrückte, galt er gleich als dessen künftiger Vorsitzender - bereits ein Jahr später folgte er dem vorzeitig zurückgetretenen Nikolaus Schneider in das protestantische Spitzenamt und wurde 2015 wiedergewählt. So war er während des Reformationsjubiläums 2016/17 einer der Hauptakteure, der wesentlich dazu beitrug, dass dieses Gedenkjahr auch ökumenisch ein Erfolg wurde. Papst Franziskus würdigte ihn bei einem von mehreren Treffen als "Mann mit Feuer im Herzen".

Ökumene der kurzen Wege durch Freundschaft zu Kardinal Marx

Hilfreich für eine Ökumene der kurzen Wege ist dabei die Freundschaft mit dem ebenfalls in München ansässigen bisherigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, mit dem Bedford-Strohm ebenso häufig im Doppelpack auftrat, wie sie sich bei politischen Stellungnahmen ergänzten. Eine Ausnahme, die allerdings auf katholischer Seite für Verdruss sorgte, bildete das nicht abgestimmte befürwortende Votum des Rates der EKD zur "Ehe für alle", noch bevor diese vom Bundestag beschlossen war.

Anders als sein professoral wirkender Vorvorgänger Huber ist Bedford-Strohm ein volksnaher Bischof, der sich nicht verbiegen muss, wenn er etwa wie jüngst im Februar an der "Fastnacht in Franken" teilnimmt. Überhaupt ist er in den Gemeinden keineswegs nur der politische Prediger, als der er in den Schlagzeilen vorkommt. Auch mit Büchern wie "Radikal lieben: Anstöße für die Zukunft einer mutigen Kirche" oder "Wer's glaubt, wird selig", einem "Glaubensgespräch" mit seinem Sohn Jonas, wendet er sich an ein breites Publikum - immer garniert mit einem Luther-Zitat. Die Verkaufszahlen seiner immer noch populären Vorgängerin Margot Käßmann erreicht er dabei allerdings nicht.

Von Norbert Zonker (KNA)