Notre-Dame: Deutschland will großen Beitrag zum Wiederaufbau leisten
Zum Jahrestag der Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale Notre-Dame wollen deutsche Politiker ein besonderes Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft setzen. Der deutsch-französische Kulturbevollmächtigte, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer (alle CDU), schlugen Frankreich am Mittwoch in Berlin eine Beteiligung an der Restaurierung der Kathedrale vor. Deutschland wolle einen bedeutenden Beitrag zum Wiederaufbau leisten. Dies könnte wegen der besonderen Kompetenzen von Glaswerkstätten insbesondere einen Teil der Obergadenfenster des Gebäudes betreffen.
Am 15. April 2019 war die Kathedrale im Herzen von Paris in Flammen aufgegangen; ein Teil des Gewölbes stürzte ein. Die Restaurierungsarbeiten verzögern sich allerdings wegen fehlender Konzepte und der Corona-Krise. Bereits am Tag nach dem verheerenden Brand riefen Laschet und Böhmer die Spendenaktion "NRW für Notre-Dame" ins Leben. Dabei sind bislang über 450.000 Euro zusammengekommen.
Laschet: Ein europäisches Symbol der Hoffnung
Laschet erklärte am Mittwoch, der Wiederaufbau von Notre-Dame biete die Chance, ein europäisches Symbol der Hoffnung zu werden. Für ihn gehe es auch um ein Symbol für die deutsch-französische Freundschaft. Grütters betonte, Deutschland sei es ein Herzensanliegen, bei dieser großen Aufgabe an der Seite Frankreichs zu stehen. Die Glaswerkstätten deutscher Dombauhütten könnten eine wirkliche Hilfe sein. Böhmer verwies auf die Möglichkeiten der Kölner Dombauhütte, die geradezu prädestiniert sei, die französischen Kollegen zu unterstützen. Der französische Minister für Kultur, Franck Riester, bedankte sich für das "starke Symbol der Solidarität".
Grütters hatte die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner gebeten, die deutschen Hilfsangebote zu koordinieren. In den kommenden Monaten würden sich Art und Umfang der Zusammenarbeit präzisieren lassen, betonten die Politiker. In Deutschland gebe es drei an Dombauhütten angeschlossene Glasrestaurierungswerkstätten, die auf diesem Gebiet eine große Expertise hätten und die Arbeiten übernehmen könnten. Die Kulturstaatsministerin hatte bereits angeboten, dass die Kosten hierfür von Deutschland übernommen werden könnten.
Bei dem Brand, wohl eine Folge von Dacharbeiten, wurden der hölzerne Dachstuhl aus dem Mittelalter, Teile der Deckengewölbe sowie der Dachreiter aus dem 19. Jahrhundert zerstört. Staatspräsident Emmanuel Macron kündigte noch in der Brandnacht an, man werde Notre-Dame binnen fünf Jahren wieder aufbauen - und zwar "schöner als je zuvor". Nach Meinung von Schock-Werner hingegen könnte der Wiederaufbau einige Jahrzehnte dauern. Allein die Sicherungsarbeiten an dem Unesco-Welterbe werden noch viele Monate in Anspruch nehmen. Seit Mitte März ruht die Baustelle wegen der Corona-Krise und der Ausgangssperre der Regierung. Der eigentliche Wiederaufbau von Notre-Dame soll 2021 beginnen. Knapp eine Milliarde Euro von 320.000 Spendern und Stiftungen sind dafür zugesagt. Der Kathedralfonds hat nach eigenen Angaben bislang rund 375 Millionen Euro gesammelt. Abseits verschiedener Neubaupläne ist eine originalgetreue Rekonstruktion zum jetzigen Zeitpunkt die wahrscheinlichste Lösung. Die Kirche Saint-Sulpice ist derzeit Notkathedrale von Paris. (tmg/KNA)