Neuer Mann an Spitze der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen

Nachfolger für Ansgar Wucherpfennig als Hochschulrektor steht fest

Veröffentlicht am 05.05.2020 um 10:58 Uhr – Lesedauer: 

München/Frankfurt ‐ 2018 machte sein Fall Schlagzeilen, weil der Vatikan ihm die Unbedenklichkeitserklärung zur Fortführung seiner Tätigkeit verweigerte: Jetzt wird Ansgar Wucherpfennig als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen abgelöst.

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Der Kirchenrechtler Thomas Meckel wird Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Er folgt damit auf den Theologen und Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig, der seit 2014 als Rektor der Hochschule amtiert, wie die Deutsche Provinz der Jesuiten am Montagabend in München mitteilte. Die Amtszeit des neuen Rektors beginnt demnach am 1. Oktober 2020 und endet am 30. September 2022.

Meckel hat seit 2015 den Lehrstuhl für Kirchenrecht, Religionsrecht und kirchliche Rechtsgeschichte in Sankt Georgen inne und ist seit 2018 Prorektor der Hochschule. Er wurde nun vom Generaloberen des Jesuitenordens Arturo Sosa – der zugleich Großkanzler der Hochschule Sankt Georgen ist – zum Nachfolger Wucherpfennigs ernannt. Vorangegangen sei die Wahl Meckels durch die Hochschulkonferenz am 7. Februar und die Erteilung des sogenannten Nihil obstat, der Unbedenklichkeitserklärung durch die vatikanische Bildungskongregation.

Jesuitenpater Martin Stark, Leiter Kommunikation der Deutschen Provinz der Jesuiten, sagte auf Anfrage, der Wechsel im Rektorat der Hochschule Sankt Georgen sei seit längerer Zeit geplant und abgesprochen gewesen – und damit ein "ganz normaler Vorgang". Pater Wucherpfennig habe für sich entschieden, dass er künftig nur noch Professor sein wolle.

Wucherpfennig sagte am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Frankfurt, er hätte zwar nach der Satzung theoretisch noch einmal antreten können, habe sich aber dagegen entschieden, weil es auch darum gehe, Macht zu verteilen. Es sei guter Brauch des Jesuitenordens, Ämter nach sechs Jahren abzugeben. Dies beuge einem "Platzhirsch"-Verhalten vor, sagte Wucherpfennig. Ab Oktober wolle er sich stärker der theologischen Forschung gerade in jenen Fragen widmen, die er in den vergangenen Jahren angesprochen habe. Im Neuen Testament sehe er etwa bei der Frauenfrage noch "viel Spielraum", der bislang nicht ausgeschöpft sei. Künftig werde er "mehr Zeit und Atem" für die neutestamentliche Forschung haben, sagte der Jesuit und Theologieprofessor.

Fehlendes Nihil obstat

Wucherpfennig war im Februar 2018 zwar für eine dritte Amtszeit als Rektor der Jesuitenhochschule wiedergewählt worden; der Vatikan hatte ihm aber zunächst nicht das Nihil obstat erteilt, was auf massive Kritik stieß. Wucherpfennig hatte sich wiederholt kritisch zum Umgang der Kirche mit Frauen und Homosexuellen geäußert. Er hat den Lehrstuhl für Exegese des Neuen Testaments in Sankt Georgen inne.

Zum neuen Prorektor in Sankt Georgen wurde den Angaben zufolge Jesuitenpater Klaus Vechtel ernannt, der Professor für Dogmatik und Dogmenhermeneutik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule ist. (KNA)

5.5., 17:55 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme Wucherpfennigs und Starks.