Papst bringt Heiligsprechung von Charles de Foucauld voran
Der in Algerien ermordete Eremit Charles de Foucauld (1858-1916) ist der Heiligkeit einen Schritt näher. Papst Franziskus erkannte ein auf Fürbitte Foucaulds gewirktes Wunder an, wie der Vatikan (Mittwoch) mitteilte. Damit sind die formalen Voraussetzungen erfüllt, um eine weltweite Verehrung des 2005 bereits seliggesprochenen Ordensmanns in katholischen Kirchen zu erlauben. Ein Termin für die Heiligsprechung ist noch nicht bekannt.
Der in Straßburg geborene Foucauld trat als Nordafrika-Forscher 1890 zunächst in den Trappisten-Orden ein, wandte sich später aber dem Eremitenleben zu und ließ sich im westlichen Algerien nieder. Nach der Übersiedlung nach Tamanrasset im Süden, wo er vermittelnd unter den lokalen Tuareg-Völkern leben wollte, wurde er in seiner Einsiedelei ermordet. Auf Foucauld beziehen sich zahlreiche geistliche Gemeinschaften in der katholischen Kirche.
Weitere Wunder anerkannt
Ebenfalls mit einem am Dienstag genehmigten Dekret erkannte Papst Franziskus ein Wunder für die Seligsprechung der Französin Pauline Marie Jaricot (1799-1862) an, einer Pionierin der katholischen Mission durch Nichtkleriker; ebenso ein Wunder auf Fürsprache von Michael McGivney (1852-1890), Gründer der Kolumbusritter in den USA, einer der größten und finanzstärksten katholischen Laienvereinigungen weltweit.
Ferner stufte der Papst den gewaltsamen Tod des Franziskaners Sante Spessotto (1923-1980) in El Salvador als Martyrium ein. Der italienische Geistliche mit dem Ordensnamen Cosma trat ähnlich wie der 1980 ermordete Erzbischof Oscar Romero für die Rechte der Armen gegen die Militärjunta auf und wurde nach mehreren Todesdrohungen vor einem Gottesdienst erschossen.
Die Französin Jaricot, Tochter eines Seidenfabrikanten in Lyon, verschenkte ab 1816 ihr Vermögen an Arbeiter, Kranke, Notleidende und für religiöse Zwecke. Sechs Jahre später gründete sie einen international ausgerichteten Missionsverein; dieser wurde 1922 wurde zum "Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung" mit Sitz in Rom umgewandelt. Jaricots Initiativen und Berichte inspirierten den Aachener Arzt Heinrich Hahn (1800-1882), 1837 ebenfalls einen Missionsverein zu gründen; daraus ging schließlich das Missionswerk Missio hervor.
Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Nach dieser Kanonisation, die im Rahmen eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden. Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus, dessen Grundzüge auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Dabei muss nachgewiesen werden, dass auf Fürsprache des Verstorbenen ein wissenschaftlich unerklärliches Wunder geschehen ist. Bei Märtyrern, die wegen "Hass auf den Glauben" ermordet wurden, wird auf einen gesonderten Nachweis eines nach dem Tod gewirkten Wunders verzichtet. Dem Papst steht es auch frei, Persönlichkeiten unter bestimmten Voraussetzungen ohne Nachweis eines Wunders heiligzusprechen. Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung. Bei ihr wird nur eine regionale Verehrung des Seligen zugelassen. (tmg/KNA)