Weltkirchenrat verschiebt Vollversammlung auf 2022
Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) wird wegen des Coronavirus um ein Jahr verschoben. Sie sollte ursprünglich mit rund 800 Teilnehmern aus aller Welt unter dem Thema "Christi Liebe bewegt, versöhnt und eint die Welt" im September 2021 in Karlsruhe stattfinden. Das beschloss der ÖRK-Exekutivausschuss am Mittwoch in Genf.
Ziel sei, "die uneingeschränkte Teilnahme der ökumenischen Gemeinschaft zu ermöglichen", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Evangelische Landeskirche in Baden, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und andere Kirchen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz hatten die Versammlung gemeinsam nach Karlsruhe eingeladen.
Konkreter Termin steht noch nicht fest
Dort soll die Veranstaltung auch 2022 stattfinden; ein konkreter Termin werde in Absprache mit der Karlsruher Messegesellschaft noch gesucht. Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium des ÖRK und tagt regulär alle acht Jahre.
"Wir hoffen, dass wir bis 2022 genauere Kenntnisse über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben werden", erklärte die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Agnes Aboum. "Wir sind zuversichtlich, dass die verschobene Einberufung der Versammlung allen, die zusammen vorangehen, arbeiten und beten wollen, eine umfassendere Teilnahme ermöglichen wird."
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm betonte, dass Karlsruhe weiter ein "idealer Ort für eine grenzüberschreitende ökumenische Versammlung mit einer europäischen Dimension" bleibe. "Angesichts der Herausforderungen, denen wir uns auch in den kommenden Jahren werden stellen müssen, kann dieses ökumenische Großereignis ein sichtbares Zeichen der einen Welt in Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit sein."
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, erklärte, er freue sich darauf, die gewonnene Zeit für die Zusammenarbeit mit allen Kirchen in der Region zu nutzen.
Erklärung zur Rolle der Kirchen
Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte der Weltkirchenrat zudem eine Erklärung zur Rolle der Kirchen in der Pandemie unter den Schlagworten "Liebe, Standhaftigkeit, Hoffnung und Mut". "Zwar ist die Pandemie im Hinblick auf ihre Verbreitung und ihre globalen Auswirkungen in gewisser Weise ein Gleichmacher, sie zeigt aber auch die tiefen Spaltungen, Ungerechtigkeiten, wirtschaftlichen Ungleichheiten und den Rassismus in unseren Gesellschaften“, heißt es in der Erklärung. "Kirchen und Glaubensgemeinschaften sind aufgefordert, die am stärksten gefährdeten Menschen und Gemeinschaften zu begleiten und gemeinsam solidarisch zu handeln." Weiterhin würden die Kirchen sich selbst und andere in gegenseitiger Solidarität durch angemessene Sicherheitsmaßnahmen schützen. Liebe kenne wie das Virus keine Grenzen und überschreite alle Hürden.
Die Kirche müsse das Licht der Welt und das Salz der Erde sein. "Wir beten, dass die Kirchen überall die Kraft und die Mittel haben, Botschafter der Einheit, des Vertrauens und der Wahrheit zu sein und sich damit gegen die Stimmen zu wenden, die Spaltung, Verdächtigungen und haltlose Gerüchte fördern." Die Erklärung bedauert, dass Furcht und Unsicherheit auch durch "irreführende theologische Interpretationen" befeuert worden seien.
Der 1948 gegründete Weltkirchenrat ist ein Zusammenschluss von 350 Kirchen, zu denen nach eigenen Angaben mehr als eine Milliarde Christen gehören. Sitz der Organisation ist Genf. Die römisch-katholische Kirche ist kein Mitglied des ÖRK, arbeitet aber als Vollmitglied in den Arbeitsgruppen Glauben und Kirchenverfassung mit und entsendet Berater in die AG Weltmission und Evangelisation. Seit 1965 besteht zudem eine gemeinsame Arbeitsgruppe von ÖRK und katholischer Kirche, um Fragen von ökumenischer Bedeutung zu beraten. 2018 hatte Papst Franziskus die Zentrale des Weltkirchenrats in Genf besucht. (fxn/KNA)