Geistliche der Diözese Mysore hatten Papst um Absetzung gebeten

Bischof lässt 37 Priester versetzen – aus Rache?

Veröffentlicht am 08.06.2020 um 14:38 Uhr – Lesedauer: 

Mysore ‐ Vergangenes Jahr hatten 37 Priester einer indischen Diözese von Papst Franziskus die Absetzung ihres Bischofs gefordert. Der Grund: Er sei korrupt und führe ein unkeusches Leben. Doch der Oberhirte ist noch im Amt – und schlägt nun offenbar zurück.

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In der südindischen Diözese Mysore hat Bischof Kannikadass William Antony offenbar aus persönlichen Motiven eine beispiellose Personalrochade veranlasst. Laut einem Bericht der indischen Tageszeitung "Bangalore Mirror" (Montag) lässt Antony die 37 Priester seines Bistums versetzen, die im vergangenen Jahr schwere Anschuldigungen gegen ihn erhoben und in einem Brief an Papst Franziskus sowie dem Apostolischen Nuntius in Indien seine Entlassung gefordert hatten. Eine entsprechende Anweisung hat Antony der Zeitung zufolge Ende Mai erteilt, ohne sich vorher mir den Betroffenen abzusprechen.

Die Geistlichen und das indische Laiennetzwerk "Besorgte Katholiken" hatten Antony in dem Schreiben des finanziellen Missmanagements, der Korruption und der unkeuschen Lebensführung bezichtigt. Obwohl die Vorwürfe nicht ausgeräumt sind und von einigen unabhängigen Experten als glaubhaft bewertet werden, haben weder die Apostolische Nuntiatur in Indien noch die Justiz im Bundesstaat Karnataka bislang weitere Schritte eingeleitet. Antony selbst wies alle Vorwürfe bereits nach dem Bekanntwerden zurück und vermutete den Grund für die Anschuldigungen darin, dass die Unterzeichner des Briefes gegen die von ihm auf den Weg gebrachte Verwaltungsreform im Bistum seien. Er wolle aber nicht gegen die Personen vorgehen, so der Bischof damals.

"Eine der Methoden des Bischofs, um mich von der Bildfläche zu entfernen"

Gnana Prakash, einer der betroffenen Priester, sagte dem "Bangalore Mirror", dass er von Bischof Antony in ein abgelegenes Dorf versetzt worden sei, das jahrelang keinen eigenen Priester gehabt habe, weil es kein sicherer Ort sei. "Ich glaube, die Versetzung dorthin ist eine der Methoden des Bischofs, um mich von der Bildfläche zu entfernen", so Prakash. Er denke darüber nach, eine Beschwerde bei der Polizei einzureichen.

Die katholische Kirche in Indien war zuletzt immer wieder wegen Skandalen in den Schlagzeilen. So steht Franco Mulakkal, Bischof der Diözese Jalandhar im nordwestindischen Bundesstaat Punjab, zur Zeit vor Gericht. Ihm wird mehrfache Vergewaltigung einer Ordensfrau im Zeitraum von 2014 bis 2016 vorgeworfen. Mulakkal bestreitet die Vorwürfe. Aufgrund der Beschuldigungen der Ordensfrau war der Bischof im September 2019 festgenommen worden. Nach drei Wochen wurde er gegen eine Kaution und Reiseauflagen wieder freigelassen. Im vergangenen Februar beschuldigte eine zweite Ordensfrau den Bischof der sexuellen Belästigung. Zuletzt war im Prozess der Antrag auf Abweisung der Klage wegen unzureichender Beweislage abgelehnt worden. (mal)