Denkmalschutzbehörde will "Judensau"-Darstellung zurück an Kirche
Der künftige Umgang mit einer "Judensau"-Darstellung in der evangelischen Kirchengemeinde Calbe (Sachsen-Anhalt) sorgt offenbar für Streit. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung (Montag) pocht die zuständige Denkmalschutzbehörde darauf, dass das Relief nach der laufenden Restaurierung wieder aufgehängt werden solle, um den mittelalterlichen Originalzustand der Kirche wieder herzustellen. Die Gemeinde hatte dagegen angekündigt, die antisemitische Skulptur nicht wieder anbringen zu wollen.
An der Sankt-Stephanie-Kirche befanden sich bis vor kurzem 14 unechte Wasserspeier aus dem 15. Jahrhundert, darunter eine "Judensau". Sie wurden im Zuge einer Restaurierung abgenommen. Die Figur mit ihrer "schrecklichen Botschaft" sei für die Gemeinde "unerträglich", sagte Pfarrer Jürgen Kohtz der Zeitung. Sie werde nun zurück auf den Kirchenpfeiler kommen, "aber als Zeichen unserer Scham werden wir sie verhüllen." Die Darstellung sei "nicht mehr die Botschaft, die wir als Christen in die Welt geben wollen".
Kritik vom Antisemitismus-Beauftragten
Kritisch äußerte sich auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein: "Die Wiederanbringung des 'Judensau'-Reliefs gegen den Willen der Kirchengemeinde ist für mich völlig unverständlich."
Für eine bundesweite Debatte sorgte zuletzt der Fall der Wittenberger "Judensau"-Darstellung, mit dem sich derzeit der Bundesgerichtshof (BGH) befasst. Im Februar hatte das Oberlandesgericht Naumburg die Berufungsklage eines jüdischen Mannes zurückgewiesen, der eine Abnahme des mittelalterlichen "Judensau"-Reliefs an der Außenfassade der Wittenberger Stadtkirche gefordert hatte. Die Schmähplastik beleidige Juden antisemitisch. Der Kläger legte Berufung beim BGH ein.
Ähnliche Darstellungen finden sich noch an rund 30 evangelischen und katholischen Kirchen im deutsch geprägten Kulturraum, unter anderem am Kölner Dom. (KNA)