Emeritierter Papst in Regensburg

Malteser-Diakon: Benedikt XVI. über Besuche beim Bruder erfreut

Veröffentlicht am 20.06.2020 um 14:09 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Benedikt XVI. ist in Deutschland, um seinen schwerkranken Bruder zu besuchen. Die Treffen seien privat und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Unterdessen führt Fahrdienstleiter Reiner Fleischmann auch private Gespräche mit dem Emeritus.

  • Teilen:

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (93) ist nach den Worten seines Fahrdienstleiters in Regensburg über die täglichen Besuche bei seinem schwer kranken Bruder erfreut. Diakon Reiner Fleischmann sagte am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er erlebe Benedikt XVI. bei dessen Besuch als "sehr präsent, wach und freudig, dass er seinen Bruder besuchen darf". Auch nach dem ersten Treffen der Brüder am Donnerstag hieß es, der emeritierte Papst habe das Haus von Georg Ratzinger "strahlend" verlassen.

Am Donnerstagnachmittag war der Emeritus überraschend nach Regensburg gereist, um seinen drei Jahre älteren Bruder am Krankenbett zu besuchen. Die Visite wird allgemein als Abschiedsbesuch gedeutet. Die Reise nach Regensburg gilt als privat. Öffentliche Auftritte sind nicht geplant. Zum Gesundheitszustand Georg Ratzingers werden keine Auskünfte erteilt.

Auch persönliche Gespräche

Fleischmann ist Notfallseelsorger und leitet den Fahrdienst, der das emeritierte Kirchenoberhaupt bisher zweimal täglich für einige Stunden vom Priesterseminar zum Wohnhaus bringt. Auf den Fahrten gebe es auch persönliche Gespräche, deren Inhalt aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sei, sagte Fleischmann.

Er habe Benedikt XVI. schon beim Weltjugendtag, beim Papstbesuch 2006 in Regensburg und in Rom erlebt, sagte der Theologe, der sich seit 38 Jahren bei den Maltesern engagiert. "Aber ich war ihm noch nie so nahe." Für die Malteser, die sich als "Sanitätsgarde des Papstes" verstünden, sei dieser unentgeltlich erbrachte Dienst eine große Ehre. Auf die am Mittwochabend vom Bistum sehr kurzfristig eingegangene Anfrage habe die Hilfsorganisation noch in derselben Nacht ein Fahrzeug und mehrere Einsatzkräfte für unbestimmte Zeit zugesagt. Derzeit liefen die Planungen von Tag zu Tag.

Besuch von Papstbotschafter als Einverständnis von Franziskus

Am Samstag kommt Papstbotschafter Nikola Eterovic nach Regensburg. Der Erzbischof werde dort voraussichtlich am Nachmittag mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. zusammentreffen, sagte der Regensburger Bistumssprecher Clemens Neck.

Bild: ©KNA/Werner Schüring

Erzbischof Nikola Eterovic ist seit 2013 Apostolischer Nuntius in Deutschland.

Die Begegnung des Apostolischen Nuntius in Deutschland mit Benedikt XVI. werde im Regensburger Priesterseminar stattfinden, so der Bistumssprecher. Das Treffen sei als Zeichen zu verstehen, dass Papst Franziskus mit dem Besuch seines Vorgängers bei dessen Bruder einverstanden sei. Im Priesterseminar ist der emeritierte Papst mit seiner Delegation untergebracht.

Ein Besuch zwei besonderer Orte

Ebenfalls am Nachmittag besucht der emeritierte Papst zwei weitere Orte in Regensburg, die ihm ans Herz gewachsen sind: das Grab seiner Familie und sein ehemaliges Wohnhaus in Pentling. Dies tat er auch schon bei seinem letzten offiziellen Besuch in Bayern im Jahr 2006. Auf dem Ziegetsdorfer Friedhof liegen seine Eltern und seine Schwester Maria begraben. Das Haus in der Stadtrandgemeinde Pentling ließ sich der Theologieprofessor Joseph Ratzinger 1969 nach seinem Ruf an die Regensburger Universität bauen. Seine Schwester führte ihm damals den Haushalt.

Seit 1969 wohnten die Geschwister Ratzinger wieder in einer Stadt. Georg war bereits 1964 in Regensburg Domkapellmeister geworden. 1974 entschieden sie sich für eine vollständige Familienzusammenführung und ließen die Eltern aus deren Grab in Traunstein nach Regensburg-Ziegetsdorf umbetten. 1991 starb Maria und wurde auch dort begraben. Das Pentlinger Haus nutzte Joseph Ratzinger noch in seiner Zeit als Münchner Erzbischof und Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation für regelmäßige Aufenthalte.

Bild: ©KNA

Der spätere Papst Benedikt XVI. mit seiner Familie im Jahr 1938. V.r.n.l.: Vater Josef, Schwester Maria, Mutter Maria und die Brüder Georg und Joseph.

2010, fünf Jahre nach Beginn seines Pontifikats, übergab er das Anwesen dem inzwischen in Regensburg gegründeten Institut Papst Benedikt XVI., das sein theologisches Erbe verwaltet. Seither wird das Haus als Museum, Archiv und Begegnungsstätte genutzt.

Zum Programm, das der emeritierte Papst seither absolviert, sagte der Regensburger Bistumssprecher Clemens Neck: "Wir sind alle erstaunt, welche Energie und Kraft er an den Tag legt." Zugleich würdigte der Sprecher, dass die Journalisten den privaten Charakter der Reise respektiert hätten. "Es blieb alles im Rahmen von Sitte und Anstand."

Die Ratzinger-Brüder versuchen mit Rücksicht auf ihre Kräfte so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. Bisher konzentrierte sich ihr streng abgeschirmtes Zusammensein auf einige Stunden am Vor- und am späten Nachmittag. Wann der emeritierte Papst nach Rom zurückfliegt, ist ebenso wenig bekannt wie der Gesundheitszustand Georg Ratzingers, der lange Jahre die weltbekannten Regensburger Domspatzen geleitet hatte.

Georg Ratzinger für Gloria von Thurn und Taxis "Freund"

Gloria von Thurn und Taxis würdigte den schwer kranken ehemaligen Regensburger Domkapellmeister Georg Ratzinger. Dieser sei "immer ein fröhlicher, großzügiger, geistreicher und humorvoller Gastgeber und Freund" gewesen, sagte die Adelige dem Portal "die-tagespost.de" am Samstag. Sie sei "dankbar, dass ich ihm vor ein paar Tagen persönlich für die vielen schönen Stunden, die er uns geschenkt hat, danken konnte."

Von Thurn und Taxis sagte, er sei in dieser Situation "geborgen in der Liebe und Fürsorge seiner engsten Gemeinschaft". Georg Ratzinger "kann noch zeitlebens ernten, was er gesät hat. Viele wirklich treue Freunde stehen ihm, auch und vor allem im Gebet, zur Seite. So eine große Gnade erfahren wenig Menschen." (mpl/KNA)

20.6., 16:35 Uhr: Ergänzt um weitere Informationen.