Ältester Bischof der Welt gestorben
Der älteste Bischof der Welt, Erzbischof Bernardino Piñera Carvallo, ist tot. Der 104-Jährige ist am Sonntag in einem Heim für Ruhestandsgeistliche in der chilenischen Hauptstadt Santiago gestorben, teilte die Chilenische Bischofskonferenz gestern mit. Zuvor war Piñera wegen seiner seit Mai bestehenden Erkrankung an Covid-19 in einer Klinik behandelt worden. Das Coronavirus sei nach Angaben der chilenischen Regierung jedoch nicht der Grund für den Tod des Erzbischofs gewesen, der ein Onkel des amtierenden Präsidenten Sebastian Piñera war. „Er war ein Mann, der schon ein langes Leben gelebt und Covid-19 in der Tat überwunden hatte“, sagte Regierungssprecherin Karla Rubilar. An der bereits gestern stattgefundenen Beerdigung im engsten Familienkreis nahm auch der Staatspräsident teil.
Erzbischof nahm an allen Sitzungsperioden des II. Vaticanums teil
Erzbischof Piñera wurde 1915 als Sohn chilenischer Eltern in Paris geboren. Er gehörte einer Familie der chilenischen Oberschicht an, die zahlreiche Unternehmer und Politiker hervorgebracht hat. Bernardino Piñera studierte in Chile und den USA Medizin, bevor er 1941 ins Priesterseminar des Erzbistums Santiago de Chile eintrat. 1947 wurde er dort mit 32 Jahren zum Priester geweiht. Nach mehreren Stationen als Geistlicher bei der Katholischen Aktion und anderen kirchlichen Verbänden sowie als Vizerektor der Katholischen Universität von Chile, machte Piñera schnell Karriere: 1958 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Weihbischof von Talca im Süden des Landes. Zwei Jahre später schickte ihn Johannes XXIII. als Bischof nach Temuco in der Region Araukanien, der Heimat der Mapuche-Indianer.
Von 1962 bis 1965 nahm Piñera an allen vier Sitzungsperioden des Zweiten Vatikanischen Konzils teil. Bis 1977 blieb er Oberhirte von Temuco, bis er auf seinen Bischofssitz verzichtete und nach Santiago zurückkehrte, um sich auf seine Aufgaben als Generalsekretär der Chilenischen Bischofskonferenz konzentrieren zu können. 1983 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof der Küstenstadt La Serena., wo er 1990 schließlich emeritiert wurde. Im vergangenen Jahr nahm der Vatikan Ermittlungen gegen Piñera wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch an einem Minderjährigen vor mehr als 50 Jahren auf. Der Erzbischof bestritt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. (rom)