Pastor: "Die Leute spielen lieber, als sich eine Predigt anzuhören"
Der protestantische Pastor Marien Kollenstaart lebt im kleinen südholländischen Dorf Goudriaan und arbeitet in einer Gemeinde in Rotterdam sowie an einer Migrantenkirche in Gouda. Seine christliche Monopoly-Version "Monoholy" hat es in den Niederlanden landesweit in die Medien geschafft. Mit katholisch.de hat er über seine Beweggründe für das Spiel gesprochen.
Frage: Herr Kollenstaart, wie sind Sie auf eine christliche Version von Monopoly gekommen?
Kollenstaart: Während der Corona-Zeit habe ich über biblische Spiele für junge Menschen in meiner Kirche nachgedacht. Wir saßen alle zu Hause fest, da wollte ich ihnen die Zeit etwas angenehmer machen. Es war immer sehr schön, wenn wir uns per Videokonferenz gesehen haben. Deshalb habe ich kostenlose biblische Versionen bereits existenter Spiele entwickelt: Zum Beispiel ein Bingo-Spiel, in dem man die gelosten Zahlen in der Bibel finden muss. Außerdem habe ich aus dem Gänsespiel ein Schafspiel gemacht, in dem man Jesus nachfolgt. Auf Monopoly bin ich gekommen, weil ich das selbst mit meinen Kindern oft spiele. Ich wollte das mit der Geschichte des Zöllners Zachäus verbinden, der seinen Reichtum verschenkt hat. In der Bibel ruft Jesus die Menschen relativ häufig auf, ihr Geld zu verschenken und zu teilen. Deshalb wollte ich das Spiel in dieser Hinsicht ändern.
Frage: Was läuft denn in Ihrer Version anders als beim Original?
Kollenstaart: In meiner Version gewinnt derjenige, der als erstes kein Geld mehr hat. Ich habe die Namen der Straßen geändert. Sie heißen jetzt nach christlichen Werten wie "Glaube, Liebe und Hoffnung". Wer auf ein Feld kommt, muss kein Geld bezahlen, sondern erhält welches vom Besitzer der entsprechenden Karte. Denn wenn jemand einem Menschen begegnet und Liebe erfährt, wird er reicher und nicht ärmer. In der zweiten Spielhälfte, wenn die Spieler Häuser und Hotels kaufen können, müssen sie ebenfalls nicht dafür bezahlen, sondern übernachten in einem "himmlischen Hotel" – so verliert dessen Besitzer dann sein Geld.
Frage: Haben Sie bei Ihrem Spiel auch an eine missionarische oder katechetische Funktion gedacht?
Kollenstart: Ich spiele das freitags immer mit den Mitgliedern meines Glaubenskurses, die sich taufen lassen wollen. Außerdem habe ich Bekannte in der Nachbarschaft, die zwar nicht in die Kirche kommen, bei denen ich aber oft zum Essen bin. Nach dem gemeinsamen Abendessen wollen sie dann "Monoholy" spielen, weil sie das eine tolle Idee finden. Es ist vielleicht interessanter mit dem Pastor zu spielen und dabei christliche Werte zu entdecken und darüber zu reden, als das in einem Bibelkurs zu tun. Die Leute spielen lieber ein Spiel, als sich eine Predigt anzuhören.
Frage: Wie versuchen Sie, mit den Leuten beim Spielen ins Gespräch zu kommen? Schließlich könnte man "Monoholy" auch wie ein ganz normales Spiel spielen.
Kollenstaart: So ist es, eine Diskussion ist nicht der Hauptzweck des Spiels. Ich hoffe, dass die Menschen darüber nachdenken; deshalb habe ich auf die Ereigniskarten auch immer wieder Bibelzitate oder eine Geschichte aus der Bibel geschrieben. Viele junge oder glaubensferne Menschen kennen manche dieser Geschichten nicht. Ich erkläre diese Geschichten also und dann sprechen wir darüber – oder etwa über unseren Umgang mit Geld im Alltag. Ich bin neugierig darauf, ob mein Spiel zu Gesprächen oder Reflexionen führt.