Bischof Kohlgraf fordert rechtskräftige Atomwaffen-Ächtung in 2020
Der Mainzer Bischof und Präsident von Pax Christi Deutschland, Peter Kohlgraf, hofft auf eine internationale, rechtskräftige Ächtung von Atomwaffen noch in diesem Jahr. Er hoffe, dass 2020 die Zahl von 50 Staaten erreicht werde, die den Atomwaffenverbotsvertrag der UN ratifizieren, damit ein Verbot und die Ächtung von Atomwaffen "als Internationales Recht in Kraft treten", erklärte Kohlgraf am Dienstag in Mainz. Er äußerte sich in einer Stellungnahme anlässlich der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki vor 75 Jahren.
An die Bundesregierung ergehe "die Aufforderung", den Verbotsvertrag zu unterzeichnen, so Kohlgraf. Der Atomwaffenverbotsvertrag verpflichtet zum Verzicht auf Herstellung, Besitz, Stationierung und Einsatz von Atomwaffen. Am 7. Juli 2017 hatten von den 193 UN-Staaten 122 Staaten für die Verabschiedung des Vertrags gestimmt. Bis Ende Juli 2020 hatten laut der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) 82 Staaten den Verbotsvertrag unterzeichnet, von ihnen hätten zudem 40 Staaten das Abkommen ratifiziert. 50 Staaten müssen den Vertrag unterzeichnet und ratifiziert haben, bevor er rechtlich in Kraft treten kann.
"Die Drohung mit der Vernichtung des Lebens durch Atomwaffen kann kein Synonym für Frieden sein", betonte Kohlgraf. Der Verzicht auf die Abschreckungslogik der Atomwaffen gehöre zu einer "Friedenslogik der Zukunft". De facto würden die deutsche Bundesregierung und das Nato-Bündnis aber weiter auf Abschreckung setzen. Sie hielten "an der Überzeugung fest, durch die Drohung mit den Massenvernichtungswaffen den Frieden erhalten zu können". Deutschland sei "in die nukleare Teilhabe eingebunden, die die Mitarbeit am Einsatz von Atombomben durch die deutsche Bundeswehr" bedeute. Dem stelle sich Pax Christi als Friedensbewegung entgegen. Kohlgraf verwies darauf, dass eine "Erneuerung der in Deutschland stationierten US-Atomwaffen und die Anschaffung neuer Kampfjets für den Abwurf dieser Atombomben" geplant sei.
Bedrohung der Menschheit "auch heute grausame Realität"
Mit Blick auf die Atombombenangriffe der USA auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 sagte Kohlgraf: "Jede der heute existierenden Atomwaffen hat das mehrfache Vernichtungspotenzial der Hiroshima-Bombe und bedroht alles Leben auf der Erde." Die Bedrohung der Menschheit durch Atomwaffen sei "auch heute grausame Realität". Nach Schätzungen starben durch die beiden Atombomben in Japan mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden.
Vergangene Woche hatten bereits Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland Politiker zum Einsatz für eine nuklearwaffenfreie Welt aufgerufen. "Hierzu bedarf es der (Wieder-)Aufnahme vertrauensvoller Dialoge und des politischen Willens zur Veränderung", forderten der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, und der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, in einer am Freitag veröffentlichten Gemeinsamen Erklärung. "Ein erstes und eindrückliches Zeichen sollte die Annahme und Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags der UN - auch durch Deutschland - sein", hieß es unter anderem. (tmg/KNA)