Alkoholsucht betreffe Mehrheit der Polen – sei aber kein Thema in Gesellschaft

Polnische Bischofskonferenz ruft im August zu Alkoholverzicht auf

Veröffentlicht am 05.08.2020 um 12:02 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Alkoholsucht betreffe alle Menschen, betont der Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz. Deshalb ruft die katholische Kirche des Landes im August zu einem Monat der Nüchternheit auf – auch die Bischöfe sollen tätig werden.

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Die katholische Kirche in Polen ruft dazu auf, im August auf Alkohol zu verzichten und Menschen mit Alkoholproblem zu helfen. Alkoholabhängigkeit betreffe Menschen aller Altersgruppen, unabhängig von Ausbildung, Beruf oder sozialem Status, betonte der Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz, Pawel Rytel-Andrianik, auf der Internetseite der Bischofskonferenz. Der August sei dafür ein besonderer Anlass. Traditionell wird der Monat in dem slawischen Land als Monat der Nüchternheit begangen, da er unter anderem durch die Schlacht bei Warschau 1920, den Warschauer Aufstand 1944 und den Streik auf der Danziger Werft 1980 besonders geschichtsträchtig ist.

Rytel-Andrianik erinnerte daran, dass der Vorsitzende des Apostolats der Nüchternheit und Süchtigen, Weihbischof Tadeusz Bronakowski, alle Polen darum bat, freiwillig auf Alkohol zu verzichten. Man weise darauf hin, dass Alkoholprobleme zwar die Mehrheit der Polen betreffen, aber in der Gesellschaft immer noch vernachlässigt werden. "Glückliche Kinder in nüchternen Familien", lautet das diesjährige Motto, da Kinder besonders unter der Alkoholsucht der Eltern leiden würden.

Bischöfe sollen tätig werden

Viele Alkoholabhängige seien sich ihres Problems nicht bewusst, betonte Rytel-Andrianik. "Fachleute definieren Alkoholismus als eine komplexe und heimtückische Krankheit mit verschiedenen Formen und Symptomen." Das stehe dem allgemeinen Verständnis von Alkoholproblemen in der Gesellschaft entgegen. Dabei seien Menschen, die Alkohol in einer riskanten Menge konsumieren oder die bereits in die Abhängigkeit gefallen seien, nicht mehr in der Lage, sich selbst zu helfen. Bestätigt werde dies von der Weltgesundheitsorganisaition (WHO), entsprechenden Ärzten und Psychotherapeuten. "Solche Menschen benötigen die Unterstützung und Therapie, die sie von Spezialisten erhalten können, auch in katholischen Zentren, die auf den Websites der einzelnen Diözesen zu finden sind", so Rytel-Andrianik. Er verwies zudem auf Selbsthilfegruppen und die Organisation der Anonymen Alkoholiker. So seien auch die Bischöfe dazu angehalten, im August besonders auf das Angebot professioneller therapeuitischer Hilfe für Alkoholkranke hinzuweisen und für ihre Anliegen zu beten.

2018 rief die katholische Kirche in Polen zur Feier von 100 Jahren polnischer Unabhängigkeit zu einem 100-tägigen Alkoholverzicht auf. 2011 veröffentlichte die WHO einen weltweiten Bericht über den Alkoholkonsum nach Ländern. Demnach konsumieren die Polen durchschnittlich etwa 12,5 Liter pro Person. Dabei handelt es sich um die reine Alkoholmenge. Der weltweite Durchschnitt liegt bei etwa sechs Litern pro Person. 11,8 Liter reinen Alkohol trinken jährlich die Deutschen. (mpl)