Menschenrechtler warnen vor Verlängerung des Vatikan-China-Abkommens
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat vor einer Verlängerung des Abkommens zwischen dem Vatikan und China gewarnt. Der Inhalt des Paktes müsse zunächst unbedingt veröffentlicht werden, um Klarheit über die tatsächlichen Absichten der Vertragspartner zu schaffen, forderte die Organisation am Donnerstag in Frankfurt.
Pekinger Führung "schamlos vertragsbrüchig"
Laut IGFM ist zu befürchten, dass sich die chinesische Führung auf Dauer nicht an die Verpflichtungen des Vertrags halten wird. "Bereits in Hongkong erweist sich die Pekinger Führung als schamlos vertragsbrüchig", warnte der Organisationsvorsitzende Edgar Lamm.
Auch das Schweigen des Vatikan zu den von China begangenen Menschenrechtsverletzungen sei zu verurteilen, so die IGFM. Das Abkommen bedeute nicht nur, der totalen Kontrolle der Regierung in Peking über die katholischen Christen in China den Weg zu ebnen. Es stelle auch eine Abkehr von allen durch Peking wegen ihrer Religion verfolgten Menschen dar, erklärte die Organisation.
Im September 2018 hatten der Heilige Stuhl und China ein vorläufiges Abkommen geschlossen, in dem die Ernennung von Bischöfen sowie die Regelung von Diözesangrenzen geregelt sind. Die umstrittene Vereinbarung, deren genauer Inhalt nicht öffentlich bekannt ist, läuft in sieben Wochen aus.
Parteizeitung: Vatikan will Abkommen verlängern
Anfang August hatte die chinesische Parteizeitung "Global Times" berichtet, der Vatikan sei entschlossen, das Abkommen zu erneuern. Aktuelle Verhandlungen seien "ein Beweis dafür, dass das Rahmenabkommen in den vergangenen zwei Jahren gut funktioniert" habe, heißt es in dem Zeitungsbericht. Dies werde dazu beitragen, "die bilateralen Beziehungen auf die nächste Ebene zu heben". Schon im Juni hatte Kurienerzbischof Claudio Maria Celli der Nachrichtenseite "Crux" gesagt, er halte eine Verlängerung des Abkommens für denkbar. (gho/KNA)