Kardinal Marx solidarisiert sich mit Demonstranten in Belarus
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich mit den Demonstranten gegen das autokratische Regime in Belarus solidarisiert. "Ostern wird überall dort spürbar, wo Menschen aufstehen und die Würde des Menschen verteidigen, die Würde des Lebens, die Würde der Freiheit – auch in Weißrussland", sagte der Kardinal am Samstag in seiner Predigt bei einer Freiluftmesse vor der Wallfahrtskirche Maria Eich im oberbayerischen Planegg anlässlich des Hochfests Mariä Himmelfahrt.
"Maria stößt uns in die Rippen: Habt Hoffnung!" Das Magnificat, ihr biblischer Lobgesang, rücke die Botschaft von Ostern in den Fokus. "Ostern heißt Aufstand gegen den Tod und die Mächte des Todes, gegen Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit."
Der Kardinal rief dazu auf, in der aktuellen Krise "einen klaren Kopf" zu behalten und sich im Kampf gegen gesellschaftliche Missstände die Gestaltungshoheit nicht nehmen zu lassen. "In Krisenzeiten wie dieser können die Menschen zu Recht erwarten, dass die Christen Jesus hörbar machen." Die Corona-Krise habe neue Erkenntnisse über die Gesellschaft gebracht, etwa zu den Spannungen zwischen Arm und Reich und, damit eng verbunden, wer eine Chance habe, in dieser Krise durchzuhalten. Die Kirche müsse in diesem Zusammenhang "aufmerksam werden für die Fehler, die wir gemacht haben".
Papst: Empfehle alle Weißrussen dem Schutz der Gottesmutter
Unterdessen rief Papst Franziskus zu Dialog und Gewaltverzicht in Belarus auf. Gerechtigkeit und Recht müssten respektiert werden, sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Er verfolge die Lage nach der Wahl aufmerksam. "Ich empfehle alle Weißrussen dem Schutz der Gottesmutter und Friedenskönigin an", sagte das Kirchenoberhaupt. Beim dem Gebet vor dem Petersdom waren auch Besucher mit weißrussischen Flaggen zugegen.
Die griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine stellt sich hinter die Proteste in Belarus. Die Menschen kämpften für ihre Rechte und Freiheit und verteidigten ihren Willen, soziale Gerechtigkeit und Würde, schrieb Großerzbischof Sviatoslav Schevchuk an den Vorsitzenden der Weißrussischen Bischofskonferenz, Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz. Der Vatikan gab Inhalte des Briefs am Sonntag auf seinem Internetportal wieder. Zugleich mahnte Schevchuk ein "Ende der Gewalt gegen Unschuldige" und den Erhalt der gesellschaftlichen Ordnung an. Weiter rief er die eigenen Gläubigen auf, für den Frieden sowie die Bewahrung der "Einheit und Integrität" des weißrussischen Staats zu beten."Wir glauben, dass Gott der Herr, der einzige Souverän der Geschichte der Menschheit ist und unsichtbar gegenwärtig ist in den Straßen und Plätzen Weißrusslands, um diesem leidenden Volk seine Nähe und Rettung zu erweisen", schrieb der Großerzbischof.
Zuvor hatte bereits der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt Solidarität mit den Menschen in Belarus angemahnt. "Es muss vor allem darum gehen, Blutvergießen zu verhindern. Belarus ist ein Land, das zu Europa gehört", sagte Ipolt. Er rief die Gemeinden seines Bistums dazu auf, an diesem Sonntag in Fürbitten der Menschen in Belarus zu gedenken. Zugleich solle in den Gottesdiensten für die Regierenden in dem Land um Einsicht und Ehrlichkeit gebetet werden. Hingewiesen werden solle außerdem auf die Arbeit des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, das in dem Land viele Sozial- und Pastoralprojekte unterstütze. Ipolt ist Mitglied der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa der Deutschen Bischofskonferenz. (mal/KNA)
16.8., 12:40 Uhr: ergänzt um Papst Franziskus; 13:00 Uhr: ergänzt um die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine.