Kardinal Duka segnet neu errichtete Prager Mariensäule
Der Prager Erzbischof Dominik Duka hat am Wochenende die neu errichtete Mariensäule auf dem Altstädter Ring in Prag gesegnet. Vorangegangen war ein Gottesdienst in der Teynkirche, einem der Wahrzeichen der tschechischen Hauptstadt.
An den Feierlichkeiten am Samstag, dem Hochfest Mariä Himmelfahrt, nahmen laut Medienberichten neben dem Kardinal mehrere prominente Politiker teil, darunter der frühere Außenminister Karel Schwarzenberg und der frühere Verteidigungsminister Alexandr Vondra.
Original wurde 1918 geschleift
Die bereits im Juni aufgestellte Mariensäule ist eine Kopie der 1918 geschleiften Säule des Barockbildhauers Johann Georg Bendl. Sie wurde 1650 zum Dank für den Sieg über die Schweden im Dreißigjährigen Krieg auf dem zentralen Platz der Prager Altstadt errichtet. 1918 zerstörten Bürger das 15 Meter hohe Werk, das als Symbol der Habsburgerherrschaft galt – fünf Tage, nachdem sich die Tschechoslowakei von Österreich-Ungarn losgesagt hatte.
Schon in den frühen Morgenstunden hätten sich am Samstag Hunderte von Befürwortern, teils in Trachten gekleidet, bei der Säule eingefunden, hieß es. Nur unweit davon entfernt hielten Gegner des Denkmals Plakate in die Höhe, auf denen unter anderem "Prag ist nicht der Vatikan" oder "Schandsäule" stand.
Die Wiederherstellung der Mariensäule war von jahrelangen politischen Kontroversen und Kundgebungen begleitet. Nach der "Samtenen Revolution" 1989 gründete sich eine Initiative zur Wiedererrichtung der Säule. Die Prager Stadtoberen verweigerten aber wiederholt die Zustimmung. Erst Ende Januar 2020 gab es dafür eine Mehrheit im Gemeinderat.
Der Streit um die Rückkehr der Mariensäule hat in Tschechien prinzipiellen Charakter. Befürworter sehen sie als Symbol der Erinnerung an die Verteidigung Prags während des Dreißigjährigen Kriegs und als wichtiges barockes Kunstwerk. Die Gegner monieren, die Säule stehe für die Herrschaft der Habsburger und eine intolerante Rekatholisierung des Landes.
Duka setzt auf Versöhnung
Kardinal Duka, der auch Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferenz ist, will nach Einschätzung von Beobachtern seine Landsleute mit der katholischen Kirche versöhnen. So hatte er nur einen Monat nach seiner Amtseinführung als Prager Erzbischof und Primas von Böhmen im Juni 2010 ein langjähriges Tauziehen um den Besitz des Prager Veitsdoms zwischen Kirche und Staat beendet, indem er auf ein weiteres gerichtliches Vorgehen seitens der Kirche verzichtete und mit dem damaligen Präsidenten Vaclav Klaus einen Vertrag über eine gemeinsame Verwaltung unterschrieb. Offizieller Eigentümer der Kathedrale ist jedoch allein der tschechische Staat.
Im Westwerk des größten Kirchengebäudes Tschechiens wurde vor kurzem eine neue Orgel des in Spanien tätigen Orgelbauers Gerhard Grenzing eingebaut. Das 30 Tonnen schwere Instrument mit 110 Registern und 6.500 Pfeifen sollte am Veitstag, dem 15. Juni, gesegnet werden. Wegen der Corona-Krise musste der Termin verschoben werden. (KNA)