Kardinal Dolan verteidigt Gebet bei Trump-Nominierung
Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan verteidigt seinen Auftritt beim Nominierungsparteitag der US-Republikaner. In einem Tweet bekräftigte er am Montag seine bereits in der Vorwoche bekannt gemachte Argumentation. Als Priester gehöre es zu seinen vornehmsten Verpflichtungen, Gebetseinladungen anzunehmen: "Gebet bedeutet, mit Gott zu sprechen und ihn zu loben, ihm für seinen Segen zu danken und ihn um seine Zuwendung zu bitten, es ist nicht politisch oder parteiisch." Die Zusage, bei der erneuten Nominierung von Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten zu beten, stelle keine Wahlempfehlung für eine Person, eine Partei oder ein politisches Programm dar. "Wenn man mich zum Parteitag der Demokraten zu einem Gebet eingeladen hätte, hätte ich gerne zugesagt – so wie schon 2012." Dolan äußerte den Wunsch, dass Menschen verschiedenen Glaubens "in dieser stürmischen Zeit in der Geschichte unserer Nation" sich vereinen, um Frieden und Versöhnung zu schaffen.
Dolan sprach am ersten Tag des Parteitags und betete dabei unter anderem für Covid-Erkrankte und medizinisches Personal, Sicherheitskräfte, ungeborenes Leben im Mutterleib, Alte und Sterbende, Einwanderer und Flüchtlinge sowie religiös Verfolgte. Sein Gebet dafür, dass "alles Leben geschützt und respektiert" werde, wurde in verschiedenen Medienberichten kritisch kommentiert. Der Slogan "All lives matter" ("Jedes Leben ist wichtig"), den Dolan nicht wörtlich verwendet hatte, wird als Relativierung des Slogans der Black-lives-matter-Bewegung interpretiert, da er die besondere Bedrohung und Diskriminierung Schwarzer ausblende, die mit dem Slogan "Black lives matter" ("Schwarze Leben sind wichtig") ausgedrückt werden soll.
Kein Bischof bei den Demokraten
Der New Yorker Erzbischof, der zum konservativen Flügel der US-Bischofskonferenz gezählt wird, hatte bereits 2017 zur Amtseinführung Donald Trumps ein Gebet gesprochen. Im Juni hatte Dolan in einer Konferenzschaltung des Präsidenten mit 600 Katholiken Trump angesichts der durch die Pandemie schwierigen finanziellen Situation katholischer Schulen versichert, dass man ihn "mehr denn je" brauche. Die Haltung der US-Bischöfe zum Präsidenten ist nicht einheitlich. Während im Bereich des Lebensschutzes große Einmütigkeit besteht, kritisieren viele Bischöfe die Einwanderungspolitik der Trump-Regierung deutlich.
Beim Nominierungsparteitag der Demokraten in der Vorwoche sprach kein katholischer Bischof. Prominente katholische Vertreter dort waren der Jesuit James Martin, der durch sein Engagement für LGBT-Menschen bekannt wurde, und die Ordensfrau Simone Campbell, die Vorsitzende einer Lobbyorganisation für soziale Gerechtigkeit und Ökologie. (fxn)