Blick nur auf "Einheitsbrei auf Weltkirchen-Ebene" helfe nicht

ZdK-Vizepräsidentin sieht Spielräume für lokale Kirchenreformen

Veröffentlicht am 26.08.2020 um 15:41 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Es helfe nicht, immer "nur einen Einheitsbrei auf Weltkirchen-Ebene, der für alle eine Gültigkeit hat", im Blick zu haben, sagt ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann. Stattdessen brauche es lokale Ansätze für Kirchenreformen.

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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sieht Spielräume für Veränderungen in der katholischen Kirche auf regionaler Ebene. Es helfe nicht, "wenn wir nur einen Einheitsbrei auf Weltkirchen-Ebene, der für alle eine Gültigkeit hat, immer im Blick haben", sagte ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann am Mittwoch in einem Interview dem Kölner Portal "domradio.de". Stattdessen brauche es lokale Ansätze, um die bestehenden Herausforderungen zu meistern. "Kirche ist wie alle anderen lebendigen Gemeinschaften von Ort zu Ort, von Land zu Land, von Voraussetzungen und Bedürfnissen her unterschiedlich."

Kortmann äußerte sich mit Blick auf den jüngsten Vorstoß der Bischöfe zu Gesprächen über die umstrittene Vatikan-Instruktion zu Pfarreireformen. Darin geht es unter anderem um den Zusammenschluss von Pfarreien und das Verhältnis von Priestern und Laien angesichts eines in vielen Ländern zunehmenden Priestermangels. Das Dokument hält fest, dass Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen bleiben. Stattdessen wird die Rolle des Pfarrers hervorgehoben. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien beispielsweise Teams aus Priestern und kirchlich Engagierten sowie anderen Mitarbeitern anzuvertrauen, widerspricht das Schreiben direkt. Zahlreiche deutsche Bischöfe hatten den Text kritisiert.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, hatte angekündigt, ein Gesprächsangebot aus Rom anzunehmen, das vom Präfekten der Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella, übermittelt worden war. Daran soll nach dem Vorschlag Bätzings auch das Präsidium des Reformdialogs Synodaler Weg beteiligt werden. Zum Präsidium gehören neben Bätzing und seinem Stellvertreter, Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode, ZdK-Präsident Thomas Sternberg und Kortmann als Vizepräsidentin.

Vorgehen nach dem Mehrheitsprinzip

"Ich sitze allerdings noch nicht mit gepackten Koffern da, denn noch steht die Antwort aus Rom aus, ob sie auch bereit sind, uns in dieser Konstellation zu empfangen", sagte Kortmann. Auf die Frage, wie sich die teils sehr unterschiedlichen Auffassungen von Laien und Bischöfen zur Leitung von Gemeinden bei einem möglichen Gespräch in Rom unter einen Hut bringen ließen, antwortete Kortmann: "Indem man nach dem Mehrheitsprinzip vorgeht. Die Abstimmungen, die wir bisher dazu bei der ersten Synodalenversammlung des Synodalen Weges hatten, haben eine klare mehrheitliche Auffassung vertreten, dass Veränderung angesagt ist."

Zuvor hatte bereits Sternberg den Vorstoß der Bischöfe zu Gesprächen im Vatikan begrüßt. Eine Beteiligung von katholischen Laien daran könne dazu dienen, deren Position darzulegen, sagte der ZdK-Präsident am Dienstag. "Wir freuen uns, dass Bischof Bätzing damit einen weiteren Schritt in der Würdigung der Zusammenarbeit von Bischöfen und Laien tut", so Sternberg.

Der von den Bischöfen und dem ZdK initiierte Synodale Weg zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland soll nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Er startete zum Jahreswechsel und soll am 4. September mit Regionalkonferenzen an fünf Orten fortgesetzt werden. (tmg/KNA)