Jesuit kritisiert Trump-Wahlempfehlung durch Ordensfrau
Der Jesuit James Martin hat sich gegen kirchliche Wahlempfehlungen gewandt, nachdem die Ordensfrau Deirdre Byrne beim Wahlparteitag der Republikaner Donald Trump als den größten Lebensschützer unter den US-Präsidenten bezeichnet hatte. In einem Tweet betonte er am Donnerstag, dass sich die Rolle von Klerikern und Ordensleuten bei Wahlen auf "Gebet und Bildung" beschränken solle. "Was aber nicht erlaubt ist, und das gilt für beide Parteien: Wahlempfehlungen aussprechen", so Martin. Die Kirche solle Gewissen bilden und es nicht ersetzen, zitiert er seinen Ordensbruder Papst Franziskus.
Am Mittwoch hatte Byrne, die dem Orden der "Kleinen Arbeiterinnen der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens" angehört, eine Rede beim Nominierungsparteitag der US-Republikaner gehalten, in der die ausgebildete Ärztin den Schwerpunkt auf das Thema Lebensschutz legte. Der Glaube Trumps an die Heiligkeit des Lebens übersteige alle Politik, so Byrne. Dessen Herausforderer Joe Biden und Kamala Harris dagegen seien das "am meisten gegen das Leben eingestellte Bewerberpaar aller Zeiten". Die Ordensfrau sicherte Trump die Unterstützung der Lebensschutz-Community zu: "Sie finden uns hier mit unserer Waffe der Wahl, dem Rosenkranz! Danke, Mr. President, wir beten für Sie!"
Katholische Vertreter bei Demokraten ohne Wahlempfehlung
Während Auftritte von Vertretern von Religionsgemeinschaften bei Parteitagen der US-Parteien üblich sind, ist eine direkte Wahlempfehlung ungewöhnlich. Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan, der sich in der Vergangenheit bereits positiv zur Regierung Donald Trumps geäußert hatte, hatte in seinem Eröffnungsgebet für den Parteitag der Republikaner darum gebetet, dass Gott seine "Hand über diese Zusammenkunft und die Kandidaten beider Parteien" halte. Während Donald Trump wahrheitswidrig behauptet hatte, dass die Demokraten bei ihrem Parteitag auf den Gottesbezug im US-Treuegelöbnis ("one nation under god") verzichtet hätten, betonte Dolan in seinem Gebet, dass beide Parteien ihre Veranstaltungen im Gebet begonnen haben.
Der letzte Tag der Wahlversammlung der Demokraten wurde von James Martin mit einem Gebet beschlossen. Er und die Ordensfrau Simone Campbell, die das Eröffnungsgebet beisteuerte, sprachen in ihren Beiträgen keine Wahlempfehlung aus. Martin betete dafür, dass Gott die Herzen für verschiedene benachteiligte Menschen öffnen möge. Wie Dolan bei den Republikanern erwähnte er dabei unter anderem ungeborenes Leben, Einwanderer und Geflüchtete. (fxn)