Kampagnen von Joe Biden und Donald Trump

Erzbischof zu US-Wahlkampf: Lebensschutz ist keine ideologische Waffe

Veröffentlicht am 28.08.2020 um 12:35 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Rom ‐ Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia warnt davor, den Lebensschutz zu instrumentalisieren.So könne großer Schaden angerichtet werden. Was es jetzt für den Lebensschutz brauche, sei eine Allianz jenseits der Politik.

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Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, hat vor einer Instrumentalisierung von Lebensschutzthemen im US-amerikanischen Wahlkampf gewarnt. Würden diese Themen als ideologische Waffe oder politischer Spielball genutzt, richte das großen Schaden an, sagte Paglia der US-amerikanischen Online-Zeitschrift "Crux". Sowohl in der Kampagne von Präsident Donald Trump als auch in der des Herausforderers Joe Biden sei der Lebensschutz zu einem Kernthema geworden, heißt es dort weiter.

Laut Paglia darf nie nur ein bestimmter Aspekt des Lebensschutzes herausgegriffen und für einen bestimmten Zweck instrumentalisiert werden. Lebensschutz sei ein umfassendes Konzept, Ethik und Moral beträfen nicht nur eine Nation, sondern seien weltumspannend. Daher müsse jenseits der Politik eine weltweite Allianz von allen Menschen guten Willens geschmiedet werden, die sich für das Leben und die Rettung der Erde als gemeinsamen Zuhauses aller einsetzte. Gerade Christen hätten dabei eine große Verantwortung. "Das Leben ist ein Geschenk, das von Gott kommt. Niemand erreicht es aus sich selbst", so der Erzbischof wörtlich. Das eigene Leben dürfe nicht einfach "behalten" werden, sondern es müsse für andere fruchtbar gemacht und genutzt werden, um neues Leben entstehen zu lassen.

"Corona-Pandemie zwingt uns auf die Knie"

Paglia spricht am Wochenende auf einer virtuellen Lebensschutzkonferenz, die von der lateinamerikanischen Bischofskonferenz CELAM veranstaltet wird. Schwerpunktthema ist dort "Evangelium Vitae", die Lebensschutzenzyklika von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1995.

In dem Interview mit Crux äußert sich Paglia auch zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diese sei ein Weckruf an eine Menschheit, die zu sehr dem technologischen Können vertraue und sich zu wenig der Abhängigkeit untereinander bewusst sei. Niemand sei eine Insel. "Wir sind auf dem Mond gelandet, wir machen uns auf den Weg zum Mars, aber dieses unsichtbare Molekül hat uns alle auf die Knie gezwungen", so der Erzbischof. Was der Einzelne tue, beeinflusse auch immer die anderen. So sei das Tragen von Masken nicht nur ein Schutz unserer selbst, sondern vor allem auch ein Schutz der Mitmenschen. Die Pandemie biete zudem die Chance, sich auf Entwicklungsmodelle zu konzentrieren, die inklusiv seien und sensibel gegenüber Ungleicheiten statt nur auf eine wirtschaftliche Entwicklung, die krank sei. (gho)