Kritik an "absolutistischer" Kirche

Stadtdekan zu Eltz fordert Bischöfe zum freiwilligen Machtverzicht auf

Veröffentlicht am 10.09.2020 um 12:47 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt/Hamburg ‐ "Warum hält die Amtskirche immer noch an einer zentralistischen und absolutistischen Organisationsform fest, die nicht mehr funktioniert?", fragt Frankfurts Stadtdekan Johannes zu Eltz – und stellt eine Forderung an die Bischöfe.

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Frankfurts Stadtdekan Johannes zu Eltz (62) mahnt eine stärkere Teilung von Macht in der katholischen Kirche an. "Warum hält die Amtskirche immer noch an einer zentralistischen und absolutistischen Organisationsform fest, die nicht mehr funktioniert?", schrieb zu Eltz in der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag). Der katholische Priester kritisierte mit Blick auf seine Kirche: "Ihre vormoderne Verfassung erzeugt hierzulande viel Widerstand und Widerwillen." Diese Kirchenverfassung sei "archaisch autoritär" und "freiheitsfremd". Sie als Jesu Willen auszugeben bedeute, "die Leute für dumm zu verkaufen".

Zu Eltz fordert die Bischöfe zum freiwilligen Machtverzicht auf: "Die Reform, die die Amtskirche jetzt braucht, heißt Gewaltenteilung." Kleriker sollten ihre Macht dazu nutzen, ihre Macht rechtsverbindlich einzuschränken. "Ich sehe keinen anderen Weg aus der Sackgasse des Absolutismus", so der Stadtdekan, der zu den reformorientierten Kräften in der deutschen Kirche gehört.

Kirchenmitglieder an Einsetzung von Bischöfen und Pfarrern beteiligen

Konkret schlägt zu Eltz vor, die Kirchenmitglieder an der Einsetzung von Pfarrern und Bischöfen zu beteiligen, "damit Katholiken sich in der Demokratie ihrer Kirche nicht mehr schämen". Das würde der Kirche auch eine neue Art Bischof bescheren, "der lieber Vertrauen schenkt und empfängt, lieber die Kritik freier Geister anhört, lieber loyale Mitarbeiter mit Rückgrat hat als ein Kirchenfürst zu bleiben, dessen Machtfülle ihn daran hindert, ein Mensch zu sein". Zu Eltz fügte hinzu: "Wer das aber nicht will: ein normaler Mensch sein, den muss man daran hindern, Bischof zu werden."

Bereits in der vergangenen Woche hatte sich zu Eltz mit Blick auf die Vatikan-Instruktion zu Pfarreienreformen an die Bischöfe gewandt. Vor allem diese müssten die Auseinandersetzung um den richtigen Weg führen, weil sie für ihre Bistümer Gesetzgebungskompetenz hätten, so der Stadtdekan. Das müsse nicht nur öffentlich geschehen: "Hier wünsche ich mir mehr Mut, mehr Deutlichkeit, auch mehr heiligen Zorn in den internen Auseinandersetzungen mit der Kongregation und mit dem Papst selber. Dass ohne Umschweife klar gemacht wird, wie sehr das Papier an unseren Verhältnissen, Bedürfnissen und Erfordernissen vorbei produziert ist", so zu Eltz. (tmg/KNA)

Hinweis

Der Beitrag von Stadtdekan Johannes zu Eltz erschien zuerst im Buch "Von der Volkskirche zur Sekte? Warum die Idee vom Gesundschrumpfen falsch ist".