Begriff allein impliziere "immer schon eine Vielfalt"

"Gott*" mit Genderstern: Dogmatikerin Eckholt kritisiert KSJ-Kampagne

Veröffentlicht am 14.09.2020 um 16:43 Uhr – Lesedauer: 
Margit Eckholt
Bild: © Privat

Bonn ‐ Die Katholische Studierende Jugend will "Gott*" künftig mit einem Genderstern schreiben, um sich für ein vielfältiges Gottesbild starkzumachen. Kritik daran übt jetzt die Osnabrücker Dogmatikerin Margit Eckholt. Denn schon der Begriff "Gott" allein lasse eine Vielfalt zu, sagte sie katholisch.de.

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Die Osnabrücker Dogmatikerin Margit Eckholt hat das Vorhaben der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) kritisiert, den Namen "Gott*" künftig mit einem Genderstern zu schreiben. "Aus dogmatisch-theologischer Hinsicht ist es von Bedeutung, dass wir an dem Wort 'Gott' festhalten", sagte Eckholt am Montag gegenüber katholisch.de. Es sei zwar richtig, dass in künstlerischen Darstellungen der Geschichte Bilder von Gott als altem, weißen Mann zu finden seien. Ein solches Bild sei aus heutiger Sicht allerdings nicht mehr stimmig und werde in gegenwärtigen Interpretationen der biblischen Texte sowie Predigten nicht mehr vermittelt.

Die KSJ hatte am Freitag bekanntgegeben, sich mit der Kampagne für ein anderes Gottesbild starkmachen zu wollen, "weg von dem strafenden, alten, weißen Mann mit Bart hin zu einer Gottes*vielfalt". Der ignatianische Auftrag, Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden, verlange, "Gott* vorurteilsfrei wahrzunehmen, schließlich ist Gott* keinem Geschlecht oder anderen menschlichen Kategorien zuzuordnen", so der Verband. Mit dem Genderstern wolle man Gott aus der geschlechtlichen Ebene herausheben.

Heute "zum Glück" andere Ausdrucksformen

Weil Gott immer größer sei als alles, was der Mensch von ihm sagen könne, "macht dieses Wort immer schon eine Vielfalt unserer Rede und der bildlichen Ausdrucksgestalten möglich", so Eckholt weiter. Der Begriff "Gott" müsse immer in die jeweilige Zeit übersetzt werden. Dass es heute "zum Glück" andere Formen gebe, von Gott zu reden, etwa als Vater und Mutter zugleich, habe mit dieser Weite zu tun, für die das Wort "Gott" stehe.

Gott selbst habe zwar kein Geschlecht, doch das Sprechen von Gott werde auch mit geschlechtlichen Ausdrucksformen verbunden, betonte Eckholt. Weil in der Geschichte christlichen Glaubens meist nur männlich geprägte Sprachbilder von Bedeutung gewesen seien, sei es besonders wichtig, in einer Vielfalt von Bildern von Gott zu sprechen. "Insofern ermutige ich, kreativ in unserem Sprechen von Gott zu sein, um die Fülle und Vielfalt dessen, was mit 'Gott' verbunden ist, zum Ausdruck zu bringen", so die Theologin.

Margit Eckholt ist Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Universität Osnabrück. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Rolle von Frauen in Kirche und Theologie. Für ihr Engagement um die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche erhielt sie vergangenes Jahr gemeinsam mit dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode die Ehrendoktorwürde der Universität Luzern. (mal)