Suspendierter Priester weigert sich, Treueeid zu unterschreiben
Der suspendierte irische Priester Tony Flannery hat sich geweigert, einen vom Vatikan geforderten Treueeid zu unterschreiben. Der Redemptoristenpater, dem hauptsächlich wegen seiner Unterstützung für die Frauenweihe das öffentliche Wirken als Priester vor acht Jahren verboten wurde, nannte eine mögliche Unterzeichnung des Papiers "äußert lächerlich", wie das Nachrichtenportal "National Catholic Reporter" am Donnerstag berichtete. "Dieses Dokument ist so weit davon entfernt, wo ich gerade stehe, und es ist auf eine derartige Weise abgefasst, dass es keine Möglichkeit für einen Dialog irgendeiner Art gibt", kritisierte Flannery, der in Irland als Autor und Exerzitienbegleiter bekannt ist.
Der Text des Treueeids, der Flannery im Sommer zugeschickt worden war, bildet demnach die offizielle Lehre der katholischen Kirche zur ausschließlichen Priesterweihe von Männern, zu homosexuellen Beziehungen, zu eingetragenen Partnerschaften und zu Gender ab. So sollte Flannery etwa unterschreiben, dass "allein ein getaufter Mann die heilige Weihe gültig empfängt" und "homosexuelle Praktiken gegen das Naturrecht verstoßen" würden. Das Dokument stammt aus der vatikanischen Glaubenskongregation und wurde an den Generaloberen der Redemptoristen, Pater Michael Brehl geschickt. Die Anweisung: Flannery könne "nicht in der Öffentlichkeit Dienst tun", bis er den Treueeid geleistet habe. Im Februar hatte Brehl der Kongregation vorgeschlagen, Flannery wieder ein öffentliches Wirken als Priester zu erlauben.
Flannery wurde im Februar 2012 suspendiert, nachdem die Glaubenskongregation Bedenken wegen einer Reihe von Texten des Priesters geäußert hatte, die in der Ordenszeitschrift der irischen Jesuiten veröffentlicht worden waren. Die ersten drei Themen des Treueeids beziehen sich auf Punkte, die der Redemptorist in seinen Artikeln angesprochen hatte. Anders der letzte Punkt der Liste: "Ich glaube nicht, dass ich je eine Zeile über die Gender-Theorie geschrieben habe", so Flannery. Er gehe davon aus, dass der Text des Dokuments absichtlich so formuliert worden sei, damit er den Treueeid nicht unterzeichne. Mit der Veröffentlichung des Schreibens wolle der 73-Jährige einen Schlusspunkt unter die Angelegenheit setzen: "Schaut mal, vergesst es einfach! Ich möchte nichts mehr mit der Glaubenskongregation zu tun haben." Bislang haben weder der Vatikan noch der Redemptoristenorden zu Flannerys Äußerungen Stellung genommen. Der Ordensmann war 2019 im Film "Verteidiger des Glaubens" zu Wort gekommen, der sich kritisch mit dem Pontifikat Benedikts XVI. auseinandersetzt. (rom)