Becciu: "Ich bin unschuldig und ich werde es beweisen"
Kardinal Giovanni Angelo Becciu hat nach seinem Rücktritt seine Unschuld beteuert. In einem Telefonat mit der italienischen Zeitung "Il Messaggero" (Freitag) äußerte er den Willen, diese zu beweisen und sich zu verteidigen. "Ich bin schockiert. Beunruhigt. Es ist ein Schlag für mich, meine Familie, die Menschen in meinem Land", zitiert die Zeitung den ehemaligen Präfekten der Heiligsprechungskongregation kurz nach seinem überraschenden Rücktritt von diesem Amt und den aus der Kardinalswürde erwachsenden Rechten. "Aus Liebe zur Kirche und zum Papst habe ich seiner Bitte entsprochen, zurückzutreten", so Becciu weiter: "Aber ich bin unschuldig und werde es beweisen. Ich bitte den Heiligen Vater, das Recht zu erhalten, mich zu verteidigen."
Finanzskandal als Grund?
Der Grund für den überraschenden Rücktritt wurde nach wie vor weder vom Vatikan noch von Becciu selbst benannt. Vermutet wird die Verwicklung in einen Finanzskandal um Luxusimmobilien in London, in die aus Mitteln des Heiligen Stuhls investiert wurde. Auch eine Veruntreuung von Geldern aus dem Peterspfennig in der Zeit von Beccius Tätigkeit als Substitut des Vatikanischen Staatssekretariates steht im Raum.
"Il Messaggero" schildert auch die Audienz Beccius bei Papst Franziskus am Donnerstag. Anstelle der Entgegennahme des üblichen Berichts über die Arbeit der Heiligsprechungskongregation habe Papst Franziskus das Gespräch mit der Aufforderung zum Rücktritt begonnen: "Ich habe Sie immer geschätzt, ich respektiere Sie, aber ich kann nicht anders handeln", zitiert die Zeitung den Papst. Die Mitteilung an die Öffentlichkeit sei eine Stunde nach der Audienz erfolgt.
In der am Donnerstag um 20 Uhr veröffentlichten Information des Presseamtes des Heiligen Stuhls wird ohne Angaben von Gründen mitgeteilt, dass der Rücktritt Beccius von seinem Präfektenamt sowie von den "mit dem Kardinalat verbundenen Rechten" vom Papst angenommen worden sei. In der Mitteilung wird von Becciu noch als "Eminenz" gesprochen. Beobachter gehen daher davon aus, dass mit dem Rücktritt von den Kardinalsrechten wie im Fall des schottischen Kardinals Michael Patrick O'Brien zwar unter anderem das Recht zur Teilnahme am Konklave wegfällt, der Titel und die Insignien eines Kardinals aber weiter geführt werden dürfen. Auch dazu steht eine Bestätigung noch aus. (fxn)