Nach vier Tagen in Rom wieder abgereist

Kardinal Zen: Papst Franziskus hat mich nicht empfangen

Veröffentlicht am 28.09.2020 um 09:23 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Trotz gesundheitlicher Probleme war der 88-Jährige nach Rom gereist, um mit dem Kirchenoberhaupt zu sprechen: Doch Papst Franziskus habe ihn nicht empfangen, berichtet Kardinal Joseph Zen.

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Hongkongs früherer Bischof, Kardinal Joseph Zen, hat sich erfolglos um ein Treffen mit Papst Franziskus bemüht. Wie italienische Medien am Sonntag berichteten, war der 88-Jährige trotz gesundheitlicher Probleme nach Rom gereist, um mit dem Kirchenoberhaupt zu sprechen. Nach vier Tagen habe er unverrichteter Dinge heimkehren müssen, teilte Zen mit. Der Papst habe ihn nicht empfangen.

Zen zählt zu den profiliertesten Kritikern des vatikanischen Annäherungskurses gegenüber China. Vor einigen Tagen lief das 2018 publik gewordene vorläufige Abkommen zur Ernennung von Bischöfen aus. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin stellte kürzlich eine Erneuerung in Aussicht, um den "Weg zur Einheit der Kirche in China" fortzusetzen. Zen hält das für grundlegend falsch und bekräftigte jetzt seine Kritik. "Sie schließen keine Abkommen mit dem Teufel", sagte er und fügte hinzu: "Den Teufel muss man bekämpfen." Zudem habe er dem Papst mit Blick auf die Nachbesetzung des vakanten Bischofssitzes in Hongkong seine Bedenken vortragen wollen. Er fürchte, dass es auf den 61-jährigen Peter Choy hinauslaufe, weil der den "Segen von Peking" habe. Eine solche Entscheidung, so der Kardinal, "wäre eine Katastrophe für die Kirche in Hongkong".

Schätzungen zufolge sind 9 bis 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China Katholiken. Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in erklärter Gemeinschaft mit dem Papst. Seit 1951 unterhalten der Vatikan und China keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mehr. In den vergangenen Jahrzehnten war es wegen vom chinesischen Staat beeinflussten Bischofsernennungen und der Verfolgung der papsttreuen Untergrundkirche immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem kommunistischen Land gekommen. Das vorläufige Abkommen gilt daher als historischer Meilenstein der chinesisch-vatikanischen Beziehungen. (tmg/KNA)