Papst angeblich "in dramatischer Sorge" über den Synodalen Weg

Jesuit Hagenkord bezweifelt Aussagen von Altbischof Algermissen

Veröffentlicht am 12.10.2020 um 16:00 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Ist Papst Franziskus wegen des Synodalen Wegs "in dramatischer Sorge"? Das hatte Altbischof Heinz Josef Algermissen nach einem Treffen mit dem Papst behauptet. Der Jesuit Bernd Hagenkord bezweifelt, dass Franziskus sich tatsächlich so geäußert hat.

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Der Jesuit Bernd Hagenkord hat Zweifel an Aussagen des Fuldaer Altbischofs Heinz Josef Algermissen zu dessen Begegnung mit Papst Franziskus in der vergangenen Woche geäußert, bei der das Kirchenoberhaupt sich "in dramatischer Sorge" zum Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland geäußert haben soll. Er sei "ein bisschen vorsichtig, jetzt zu sagen, der Papst ist gegen den Synodalen Weg und gegen dies und jenes", sagte Hagenkord am Montag gegenüber domradio.de. Zugleich schränkte er ein, dass niemand bei dem Gespräch dabei gewesen sei; deswegen könne man nicht sagen, "ob das so war oder nicht".

Algermissen hatte sich am vergangenen Donnerstag gegenüber der "Fuldaer Zeitung" zu seinem Treffen mit dem Papst geäußert (katholisch.de berichtete). Das mehrminütige Gespräch mit Franziskus fand demnach am Rande der wöchentlichen Generalaudienz und überwiegend auf Deutsch statt. Dabei habe sich der Papst mit "deutlichen Worten und in dramatischer Sorge" über den Synodalen Weg geäußert. Zugleich habe er gesagt, dass sein Brief "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" vom vergangenen Jahr kaum zur Kenntnis genommen worden sei, so Algermissen. In dem Brief hatte der Papst davor gewarnt, sich in der kirchlichen Reformdebatte auf strukturelle und kirchenpolitische Themen zu konzentrieren und darum geworben, stattdessen den Verlust des Glaubens und die erneute Verkündigung des Evangeliums ins Zentrum der Debatte zu stellen. "Sorgen Sie dafür, dass der Brief in Erinnerung kommt!", habe ihn der Papst aufgefordert, sagte Algermissen.

"Der Papst hat kein Konversationsdeutsch"

Hagenkord appellierte, mit Blick auf die dem Papst zugeschriebene Wortwahl "ein bisschen vorsichtig" zu sein. "Bei diesen Generalaudienzen wechseln Bischöfe kurz mit dem Papst ein paar Worte. Ich weiß nicht, wie lange das gedauert hat. Keiner war dabei, deswegen können wir das nicht genau sagen. Mir klingt das auch ein bisschen nach Algermissen", so der Jesuit. Zweifel äußerte er auch mit Blick auf die Aussage, dass das Gespräch überwiegend auf Deutsch geführt worden sei: "Der Papst hat kein Konversationsdeutsch. Er versteht es zwar, aber er ist nicht jemand, der komplexe Sachverhalte auf Deutsch ausdrücken könnte."

Gefragt nach den Reaktionen auf den Brief des Papstes sagte Hagenkord, dass das Schreiben nach seinem Eindruck in den Diözesen "relativ wenig angekommen" sei. "Der ganze synodale Prozess ist ja in den Bistümern, in den Gemeinden, relativ wenig angekommen. Wenn ich den Umfragen glauben darf, interessiert sich die Hälfte der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland nicht wirklich für den Synodalen Weg", so der Jesuit wörtlich. Bei den Tagungen des Reformprozesses selbst habe er aber schon das Gefühl, dass der Brief des Papstes  gelesen und studiert worden sei: "Das ist nicht so, dass der verpufft sei." (stz)