Franziskus empfing früheres deutsches Staatsoberhaupt zu Privataudienz

Ex-Bundespräsident Wulff beim Papst: Habe für Synodalen Weg geworben

Veröffentlicht am 17.10.2020 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Offiziell war Christian Wulff als Vorsitzender einer Stiftung zu Gast. Doch bei seiner Audienz wollte der frühere Bundespräsident als Katholik dem Papst ein "Stimmungsbild" aus der Kirche in Deutschland geben. Dabei war auch der Synodale Weg Thema.

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Der frühere deutsche Bundespräsident Christian Wulff ist am Freitag von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen worden. Themen seien unter anderem Franziskus' neue Enzyklika "Fratelli tutti", das Thema Migration und die katholische Kirche in Deutschland gewesen, sagte Wulff anschließend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Kirchenoberhaupt habe er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der "Deutschlandstiftung Integration" treffen wollen, so Wulff.

In dem Zusammenhang habe Franziskus das Engagement Deutschlands und seiner Politiker für Migranten, deren Integration, aber auch gegen Populismus gelobt, sagte der frühere Bundespräsident. Er selber habe dem Papst von den Erfolgen der Stiftung bei der Integration junger Migranten berichten wollen. Sollte Franziskus doch einmal nach Deutschland kommen, wäre es schön, wenn er dort solche Menschen treffen könnte.

Als Geschenk brachte der gebürtige Osnabrücker Wulff dem Papst ein Faksimile des Osnabrücker Malers Felix Nussbaum mit, der als Jude 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet worden war. Das Motiv des Bildes "Der Flüchtling", dem der Weg in die Welt versperrt ist, habe Franziskus sehr beeindruckt, so dass er mehr über das Leben Nussbaums habe wissen wollen.

"Stimmungsbild" aus der katholischen Kirche in Deutschland

Ein weiteres Motiv seines Besuchs sei es gewesen, dass er "als Katholik dem Papst ein Stimmungsbild aus der katholischen Kirche in Deutschland geben und auch für den Synodalen Weg werben wollte", sagte Wulff abschließend. Im Gegenzug habe Franziskus noch einmal auf seinen Brief an die deutschen Katholiken verwiesen und seinerseits dafür geworben, im Dialog zu bleiben.

Das Treffen am Freitag war der erste Besuch des ehemaligen deutschen Staatsoberhauptes und niedersächsischen Ministerpräsidenten bei Papst Franziskus im Vatikan. Im September 2011 hatte Wulff als Bundespräsident Papst Benedikt XVI. bei dessen Deutschlandbesuch in Berlin empfangen.

Anfang Oktober hatte Papst Franziskus bereits Armin Laschet, den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, zu einer Privataudienz empfangen. Dabei lud Laschet den Pontifex zu einem Besuch nach Nordrhein-Westfalen ein. Es gebe dafür im nächsten Jahr mehrere passende Anlässe, beispielsweise die Heiligtumsfahrt in Aachen oder die Feierlichkeiten zu 1.700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland, sagte der CDU-Politiker im Anschluss an das Treffen. "Nordrhein-Westfalen wäre gerne Gastgeber", betonte Laschet. Franziskus könne Menschen zusammenführen. Das sei in einer Zeit, in der viele nach dem Motto "mein Land first" argumentierten, besonders wichtig. (mal/KNA)