Becciu: Habe mich nie in Prozess gegen Pell eingemischt
Der frühere Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu hat erneut bestritten, sich in den Prozess gegen den australischen Kardinal George Pell eingemischt zu haben. In einer am Samstagabend verbreiteten Erklärung droht Becciu jenen, die dies weiterhin behaupten, mit rechtlichen Schritten. Einzelne italienische Medien hatten berichtet oder insinuiert, Becciu habe unter anderem mit Geldzuweisungen auf den Prozessverlauf gegen Pell wegen mutmaßlichen Missbrauchs Einfluss nehmen wollen.
Der Kardinal bekräftige mit Nachdruck, "dass er sich niemals in irgendeiner Weise in den Prozess eingemischt hat", schrieb sein Anwalt in der Erklärung. Zuletzt waren Berichte über angebliche Überweisungen in Gesamthöhe von 700.000 Euro aus dem Vatikan nach Australien aufgetaucht. Das Geld soll dazu gedient haben, Zeugen zu finanzieren oder eine Medienkampagne gegen Pell zu befeuern. Pells Anwalt kündigte daraufhin an, die Vorwürfe gegen Becciu amtlich untersuchen zu lassen. Becciu und Pell waren 2016 und 2017 wegen Kompetenzstreitigkeiten um Kassen des Staatssekretariats aneinander geraten. Im Juli 2017 wurde Pell wegen Missbrauchsvorwürfen in seiner australischen Heimat vor Gericht gestellt und verurteilt, vergangenen April aber in höchster Instanz freigesprochen.
Seitdem der Papst Becciu, der früher zweiter Mann im Staatssekretariat war, am 24. September zum Rücktritt als Leiter der Heiligsprechungskongregation gedrängt und ihm seine Rechte als Kardinal aberkannt hat, spekulieren Medien über die Gründe. Dabei werden vor allem von ihm veranlasste und verantwortete Finanztransaktionen aus Kassen des Staatssekretariats genannt. Diese seien zum einen in eine verunglückte Immobilieninvestition in London gegangen sowie an karitative Einrichtungen, die teilweise von Verwandten des aus Sardinien stammenden Becciu geleitet werden.
Frühere Geschäftsparnterin bleibt in Haft
Unterdessen muss die auf Veranlassung des Vatikan festgenommene frühere Geschäftspartnerin von Becciu, Cecilia Marogna, in Haft bleiben. Medienberichten zufolge lehnte ein Gericht in Mailand es wegen Fluchtgefahr ab, sie auf Kaution freizulassen. Marogna soll von Becciu für diplomatische Dienstleistungen sowie humanitäre Projekte mehrere Hunderttausend Euro erhalten haben, das Geld aber großenteils für private Luxusgüter verwendet haben.
Der vatikanische Staatsanwalt, der den im Herbst 2019 bekanntgewordenen Finanzskandal im Staatssekretariat untersucht, hatte einen internationalen Haftbefehl gegen Marogna ausgestellt. Über eine etwaige Auslieferung der italienischen Staatsbürgerin an die Justiz des Vatikanstaates muss die italienische Justiz entscheiden. (mal/KNA)