Landesbischof zieht sich von Spitze der deutschen Protestanten zurück

Bedford-Strohm wird nicht wieder für EKD-Ratsvorsitz kandidieren

Veröffentlicht am 29.10.2020 um 09:14 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Die teils scharfe Kritik an seiner Person sei nicht der Grund dafür: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm kündigt an, sich von der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland zurückziehen zu wollen.

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Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (60) will im kommenden Herbst nicht wieder für den Ratsvorsitz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kandidieren. Er sei nichts amtsmüde. "Ich werde dieses Amt auch im kommenden Jahr mit großer Lust und ganzer Kraft ausüben", sagte er am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk. Aber: "Es ist gut, wenn dann jemand Neues rankommt, neue Akzente setzt, neue Impulse gibt." Bedford-Strohm steht seit 2014 an der Spitze der deutschen Protestanten. Im Jahr 2023 endet auch seine Amtszeit als bayerischer Landesbischof. Im Herbst 2021 wählt die Synode der Evangelischen Kirche einen neuen Rat und einen neuen Ratsvorsitzenden oder eine neue Ratsvorsitzende.

Er freue sich vor allem darauf, dass er nach seinem Rückzug von der Spitze der EKD dann "noch zwei Jahre habe, in denen ich meine ganze Kraft für die Bayerische Landeskirche einsetzen kann", sagte er dem BR. Grund für seinen Rückzug sei auch nicht die Kritik, teilweise auch der Hass, den ihm das Engagement für die Seenotrettung von Flüchtlingen eingebracht habe. "Man muss wissen, worauf man sich einlässt", sagte er. "Ich habe das gewusst. Und ich habe das gerne gemacht und werde das auch in diesem letzten Jahr noch gerne machen."

Gegen erneute Gottesdienst- und Versammlungsverbote

Im noch verbleibenden Jahr als Ratsvorsitzender will sich Bedford-Strohm vor allem die Bewältigung der Corona-Krise beschäftigen. Die Tagung des evangelischen Kirchenparlaments, der EKD Synode, in einer Woche, kann nur virtuell stattfinden. Trotz steigender Infektionszahlen spricht sich Bedford-Strohm gegen erneute Gottesdienst- und Versammlungsverbote aus. "Ich glaube, dass die Kirchen gezeigt haben, dass sie mit der Situation sehr verantwortungsvoll umzugehen wissen", sagte er.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, bedauerte den Rückzug. Er habe Bedford-Strohm als verlässlichen ökumenischen Partner kennengelernt, erklärte der Limburger Bischof auf Twitter. "Seine Ankündigung respektiere ich, wenngleich ich sie bedauere, da mir die Zusammenarbeit Freude und Zuversicht geschenkt hat."

Der aus einer Theologen-Familie stammende und in Memmingen geborene Bedford-Strohm steht für den Ansatz einer "öffentlichen Theologie" und hat sich in zahlreiche politische Debatten eingemischt. Besonders engagiert hat er sich in den vergangenen Jahren für die Seenotrettung im Mittelmeer. Vor seiner Wahl zum Landesbischof 2011 war Bedford-Strohm seit 2004 Professor für Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen in Bamberg. Gastprofessuren führten ihn nach New York und Stellenbosch/Südafrika. Er ist verheiratet mit der aus den USA stammenden Psychotherapeutin Deborah Bedford, sie haben drei erwachsene Söhne.

Die EKD ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen. Ihre Aufgaben liegen vor allem bei Fragen der öffentlichen Verantwortung der Kirche und bei den Außenbeziehungen. In den vergangenen Jahrzehnten verlagerte sich der Akzent zunehmend auf den Ausbau des einheitlichen Handelns der Landeskirchen. Der oberste Repräsentant der EKD ist der Ratsvorsitzende. Bedford-Strohm hatte das Amt 2014 übernommen, nachdem sich Nikolaus Schneider vorzeitig zurückgezogen hatte. 2015 war Bedford-Strohm als Ratsvorsitzender bestätigt worden. In seine Amtszeit fiel das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Inzwischen steht die evangelische Kirche angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Steuereinnahmen vor tiefgreifenden Reformen. (tmg/KNA/epd)

29.10., 10:30 Uhr: Ergänzt um Bätzing.