Papst ruft zu radikalem Umdenken bei Wirtschaftsordnung auf
Papst Franziskus hat junge Wirtschaftsakteure zu einem radikalen Umdenken aufgerufen. Wachstumsprogramme dürften keinen anderen Zweck haben als den Dienst für den Menschen. Daran müssten Wirtschaft und Politik im Dialog arbeiten, sagte der Papst zum Abschluss einer Online-Tagung am Samstag. Es gehe darum, Ungleichheiten zu reduzieren, Diskriminierung zu bekämpfen und den Menschen aus seinen Versklavungen zu befreien. Nachdrücklich forderte das Kirchenoberhaupt, Arme an Entscheidungsprozessen zu beteiligen.
An dem dreitägigen Austausch über alternative Wirtschaftsformen hatten nach Vatikanangaben 2.000 junge Unternehmer, Wissenschaftler und Aktivisten aus 115 Ländern gemeinsam mit namhaften Ökonomen und Globalisierungskritikern teilgenommen. Ursprünglich sollte das Treffen mit dem Titel "Economy of Francesco" am Heimatort des Armutspredigers und Ordensgründers Franziskus in Assisi stattfinden. Es wurde jedoch wegen der Corona-Pandemie online veranstaltet.
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Der Papst verlangte für sozial Ausgeschlossene das Recht, ihr Leben und das der Gesellschaft selbst zu gestalten. Es gelte, nicht für sie, sondern mit ihnen nachzudenken. Die Armen hätten "genug Würde, um in unseren Treffen Platz zu nehmen, an unseren Diskussionen teilzunehmen", betonte das Kirchenoberhaupt. Kreditsysteme allein seien "nur ein Weg in Armut und Abhängigkeit".
Um die Lebensbedingungen auf dem Planeten zu gestalten und zu verbessern, sei es unerlässlich, Lebensstile, Produktions- und Konsumweisen sowie Machtstrukturen zu verändern, sagte Franziskus. Er forderte eine Neubesinnung auf das Gemeinwohl. Die "bloße Summe von Einzelinteressen" sei nicht in der Lage, eine bessere Welt für die gesamte Menschheit zu schaffen, sagte der Papst.
Wenn die derzeitige Gesundheitskrise vorüber sei, "wäre die schlechteste Reaktion, noch stärker in fieberhaften Konsumismus und neue Formen egoistischen Selbstschutzes zurückzufallen". Niemand könne sich allein retten, sagte Franziskus. Auch in seiner im Oktober veröffentlichten Enzyklika "Fratelli tutti" hatte der Pontifex eine neue Wirtschaftsordnung und eine von Solidarität und Geschwisterlichkeit geprägte Gesellschaft gefordert. (rom/KNA)