Ex-Generalvikar soll Frau zwölf Jahre lang gefangen gehalten haben
Die Staatsanwaltschaft des Kantons Tessin (Schweiz) hat gegen einen Priester des Bistums Lugano ein Strafverfahren eröffnet. Das teilte die Kantonspolizei am Samstag mit und bestätigte, dass dem 80-jährigen Geistlichen Entführung, Nötigung und Körperverletzung gegenüber einer 48-jährigen Person ohne Schweizer Aufenthaltstitel vorgeworfen werde. Angesichts der "besonderen Sensibilität der Angelegenheit" veröffentlichten die Behörden keine weitere Details. Verschiedenen Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Beschuldigten um einen ehemaligen Generalvikar des Bistums und ehemaligen Rektor der Theologischen Fakultät Lugano.
Laut der Zeitung "Blick" soll der Beschuldigte in seiner Wohnung zwölf Jahre lang eine finnische Staatsbürgerin gegen ihren Willen festgehalten haben, die er im Internet kennengelernt hätte. Zunächst habe er sie als Hausdame nach Lugano geholt. In der Wohnung solle Chaos geherrscht haben, die Frau sei von der Polizei in einem verwahrlosten Zustand gefunden worden.
Am Samstagabend bestätigte das Bistum Lugano Ermittlungen gegen einen Priester und betonte, dass in dem Fall "keine Minderjährigen involviert" seien. Die Diözese arbeite mit den Ermittlern zusammen und werde sich zu dem laufenden Verfahren nicht weiter äußern. Der Fall ist bereits die zweite Verhaftung eines Priesters der Diözese in diesem Jahr. Im Mai wurde ein 50-jähriger wegen eines mutmasslichen Falls sexualisierter Gewalt verhaftet, nachdem die zuständige Expertenkommission der Diözese den Fall der Tessiner Staatsanwaltschaft übergeben hatte. (fxn)