Nach 500 Jahren: Weingartener Blutritt öffnet sich für Frauen
Europas größte Reiterprozession öffnet sich nach einem halben Jahrtausend für Frauen. Nach einer jahrelangen Debatte fiel im Kirchengemeinderat von Sankt Marin in Weingarten jetzt die Entscheidung, dass ab dem kommenden Jahr jede Reitergruppe selbst bestimmen darf, ob bei ihr Frauen teilnehmen dürfen, wie das Bistum Rottenburg-Stuttgart am Mittwoch mitteilte. Die Kleiderordnung für die Prozession bleibt weitestgehend einheitlich: Sie schreibt jetzt Frack und Zylinder, weißes Hemd oder weiße Bluse, schwarze Lackschuhe und weiße Handschuhe vor.
Die Tradition reicht ins elfte Jahrhundert zurück, als das Kloster Weingarten Teile einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem italienischen Mantua erhielt. Sie enthält der Legende nach mit dem Blut Christi vermischte Erde. An der Veranstaltung jeweils am Freitag nach Christi Himmelfahrt nehmen rund 100 Blutreitergruppen teil. Zehntausende Zuschauer besuchen die Prozession.
Die Prozession in der Nähe von Ravensburg in Baden-Württemberg beginnt jeweils in den frühen Morgenstunden. Dabei trägt der Blutreiter die Blutreliquie segnend durch Straßen und Fluren. Nach etwa fünf Stunden kehrt die Reliquie in die Kirche zurück. Der Brauch wurde 1529 erstmals schriftlich erwähnt und galt damals bereits als alter Brauch. Neben Weingarten gibt es auch in anderen Orten ähnlich geartete Prozessionen. (cph/KNA)