Bischofskonferenzen: Corona-Impfstoffe moralisch zulässig
Mehrere nationale katholische Bischofskonferenzen halten die Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna für "moralisch unbedenklich", da bei ihrer Herstellung keine Stammzellen abgetriebener Föten verwendet werden. Nach der US-amerikanischen und der Englischen Bischofskonferenz haben auch die irischen sowie die slowakischen Bischöfe entsprechende Erklärungen veröffentlicht.
Kritischer fällt der Blick auf den Impfstoff von AstraZeneca aus, bei dem in der Produktion Zelllinien aus einem abgetriebenen Fötus eingesetzt wurden. Dennoch würden auch Katholiken, die sich mit diesem Impfstoff impfen lassen, nicht unmoralisch handeln, so die Bischöfe unter Verweis auf vatikanische Dokumente zu bioethischen Fragen.
Wie die anderen Bischofskonferenzen verweisen auch die slowakischen Bischöfe auf grundsätzliche Äußerungen der Päpstlichen Akademie für das Leben (2005, 2017) und der Römischen Glaubenskongregation (Bioethik-Instruktion "Dignitatis personae" von 2008). Die vatikanischen Dokumente "unterscheiden klar zwischen der moralischen Verantwortlichkeit der Erzeuger und Wissenschaftler, die moralisch bedenkliches biologisches Material verwenden, und der moralischen Verantwortlichkeit der Empfänger der konkreten Impfstoffe und Medikamente", heißt es in der Stellungnahme der Bischofskonferenz in Bratislava, und weiter: "Sie stellen klar, dass es für die impfenden Ärzte und die Empfänger der Impfstoffe moralisch zulässig ist, auch mit einem solchen Impfstoff zu impfen und sich impfen zu lassen, sofern keine anderen, ethisch völlig problemlosen Impfstoffe zur Verfügung stehen und eine ernste gesundheitliche Gefährdung vorliegt."
Direkte und "materielle" Teilhabe an "unmoralischem Tun"
Eben dieses beträchtliche Risiko für Leben und Gesundheit liege in der aktuellen Pandemie vor, halten auch die irischen Bischöfe fest. Die Zurückweisung eines entsprechenden Impfstoffs könne zu einem beträchtlichen Verlust an Menschenleben, vor allem bei Älteren und Schwächeren führen, geben sie zu bedenken. Die kirchliche Lehre kenne seit jeher einen Unterschied zwischen der direkten und der "materiellen" Teilnahme an einem "unmoralischen Tun".
Deutlich macht die Irische Bischofskonferenz aber auch: "Wer entscheidet, sich mit einem Impfstoff impfen zu lassen, bei dessen Entwicklung Zelllinien von Föten eingesetzt wurden, stimmt deshalb noch keineswegs der Abtreibung zu."
Die Bischöfe in der Slowakei zitieren aus einem von der Pro-Life-Kommission der US-Bischofskonferenz zusammengestellten Memorandum. Demnach hätten Pfizer/Biontech und Moderna bei der Herstellung ihrer Covid-19-Impfstoffe keine Stammzellen verwandt, die ihren Ursprung in dem Körper abgetriebener Kinder entnommenen fötalem Gewebe hatten. Beide Pharmafirmen hätten derartige Zelllinien zwar bei Labortests zur Prüfung ihrer Produkte eingesetzt, wodurch es eine indirekte Verbindung gebe. Der Einwand, dass auch die Verwendung eines solchen Impfstoffs immer unmoralisch sei, entspricht aus Sicht der US-Bischofskonferenz aber nicht der kirchlichen Lehre.
Forderung nach "ethisch unumstrittenen" Impfstoff
Diese Argumentation bestätigt auch die Konferenz der Bischöfe von England und Wales. Sie weist zugleich darauf hin, dass der AstraZeneca-Impfstoff direkter mit Stammzelllinien abgetriebener Föten verbunden sei. Er wurde aus Zelllinien entwickelt, die aus den Zellen eines 1983 abgetriebenen Fötus stammen. Mit Blick auf die vatikanischen Vorgaben sei aber auch die Impfung mit diesem Impfstoff nach kirchlichem Verständnis keine "Sünde". Dennoch ist es aus Sicht der Bischöfe wichtig, künftig einen "ethisch unumstrittenen" Impfstoff verfügbar zu machen.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat am Samstag dem Impfstoff der beiden Unternehmen Pfizer und Biontech eine Notfallgenehmigung erteilt. Bald soll es in den USA nun die ersten Covid-19-Impfungen geben. In Großbritannien wird bereits geimpft. In der Europäischen Union steht eine Zulassung bislang noch aus, die Entscheidung soll jedoch noch in diesem Monat fallen. (cph/KNA)