Theologe: Klimakrise ändert Weihnachtsfest mehr als Corona
Die Klimakrise hat nach Einschätzung des Freiburger katholischen Theologen und Weihnachtsforschers Stephan Wahle deutlich mehr Auswirkungen auf das Weihnachtsfest als die Corona-Pandemie. Änderungen seien bereits spürbar, sagte Wahle dem Nachrichtenportal watson (Sonntag). Die weiße Weihnacht existiere fast nicht mehr, Lieder wie "Schneeflöckchen, Weißröckchen" wirkten nur noch als Sehnsuchtslieder.
Auch das Konsumverhalten habe sich bereits geändert, erklärte der Forscher weiter: "Weihnachtsbäume werden nicht mehr in Massen verkauft, Biobäume sind mehr gefragt. Früher galt er uneingeschränkt als Symbol fürs Weihnachtsfest, heute nicht mehr." Insgesamt bilanzierte Wahle daher: "Im Vergleich zum Klimawandel wird sich die Pandemie deutlich weniger aufs Fest auswirken."
Einschränkungen als Chance
Zwar würden die Menschen sich in diesem Jahr einschränken müssen, aber das biete auch die Chance, "die gesamte Weihnachtszeit – einschließlich Silvester – neu zu entdecken, als eine stille Zeit, ohne Events, Reisen und Megapartys".
Dass sich die Menschen derzeit an die Festtage klammerten, findet Wahle nur wenig überraschend: "Weihnachten ist ein Symbol für das Recht auf ein glückliches Leben in Freiheit und Würde aller Menschen." Das wolle keiner verlieren. Daher werde das Weihnachtsfest auch nicht irgendwann an Bedeutung verlieren. "Weihnachten hält sich trotz aller Kritik und erfindet sich ständig neu, weil dieses Fest für uns eine hohe Lebensrelevanz in sich trägt", meinte der Forscher.
Stephan Wahle ist außerplanmäßiger Professor am Lehrstuhl für Dogmatik und Liturgiewissenschaft der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Er leitet die Arbeitsstelle Liturgie, Musik und Kultur. (mal/KNA)