Regierung plant Verbot von Predigten in ausländischen Sprachen

Deutsche Gemeinden in Dänemark wollen weiter Gottesdienste auf Deutsch

Veröffentlicht am 30.12.2020 um 11:39 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Die Ankündigung der Regierung, Predigten in ausländischen Sprachen zu verbieten, sei ein Schock gewesen: Doch deutschsprachige Gemeinden in Dänemark wollen ihre Gottesdienste auch weiterhin auf Deutsch feiern.

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Deutschsprachige Gemeinden in Dänemark wollen ihre Gottesdienste weiterhin auf Deutsch feiern dürfen. Die Ankündigung der dänischen Regierung, Predigten in ausländischen Sprachen zu verbieten, habe sie erschrocken, sagte die evangelische Hauptpastorin der deutschsprachigen Sankt-Petri-Gemeinde in Kopenhagen, Rajah Scheepers, dem Kölner Online-Portal "domradio.de" am Mittwoch. Seit dem 16. Jahrhundert dürften Gottesdienste in Dänemark auf Deutsch gefeiert werden. "Insofern genießen wir dieses Privileg und dieses Recht seit nahezu 425 Jahren. Es wäre jetzt doch etwas überraschend für uns, wenn das plötzlich abhandenkommen sollte."

Medienberichten zufolge will die sozialdemokratische Regierung von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen das neue Gesetz nach dem Jahreswechsel erlassen. So solle mehr Kontrolle in muslimischen Gemeinden erreicht werden, in denen auf Arabisch gepredigt wird. Die Regelung würde vermutlich aber auch für andere Minderheiten gelten. Scheepers zufolge hätten etwa die grönländischen und färöischen Gemeinden bislang nur vage Antworten aus der Politik erhalten, ob sie ihre Gottesdienste weiterhin auf Grönländisch und Färöer gestalten können.

Deutschsprachiges Erbe der Reformation am Leben erhalten

Die evangelische Pastorin erinnerte zudem daran, dass Deutsch die Sprache des Kirchenreformators Martin Luther war. "Wenn wir auf Deutsch unsere Gottesdienste halten, dann tun wir das nicht nur, weil wir das selbst so schön finden oder das so gemütlich ist, sondern weil wir damit das deutschsprachige Erbe der Reformation am Leben erhalten, in den Liedern, in den Predigten, in den Gebeten", so Scheepers.

Knapp 75 Prozent der Einwohner Dänemarks gehören der evangelisch-lutherischen Dänischen Volkskirche (Folkekirken) an, die im 16. Jahrhundert als Teil des Protestantismus entstand. Die Volkskirche ist als einzige Glaubensgemeinschaft eng mit dem Staat verknüpft; Parlament und Königin üben gemeinschaftlich die Leitung der Kirche aus. Katholiken machen nur etwa 0,6 Prozent der Bevökerung aus und sind im Bistum Kopenhagen zusammengefasst, das als einzige katholische Diözese das gesamte Königreich Dänemark, einschließlich der Färöer und Grönlands, umfasst. Katholiken stammen wie Muslime (5,3 Prozent der Einwohner) größtenteils aus Einwandererfamilien. (tmg/KNA)