Behalten oder Abstoßen: Erzbistum Hamburg prüft sämtliche Immobilien
Das Erzbistum Hamburg will alle seine Immobilien auf den Prüfstand stellen und einen Teil der Gebäude verpachten oder verkaufen. Nach zweijähriger Vorarbeit unterzeichnete Erzbischof Stefan Heße hierzu eine Rahmenordnung, die am 25. Januar in Kraft treten wird, teilte das Erzbistum am Freitag mit. Mit dem angestoßenen Reformprozess wolle man "die notwendigen Schritte" gehen, um insbesondere durch die Reduzierung von Gebäudekosten eine sichere "Zukunftsgestaltung zu ermöglichen", heißt es einleitend in der Rahmenordnung.
Im Unterschied zu "den Gläubigen und ihren Beziehungen", von denen die Lebendigkeit der Kirche abhänge, seien Strukturen und Gebäude für das kirchliche Leben lediglich "Mittel zum Zweck". Ein wesentlicher Aspekt der Reform bestünde deshalb in der Verringerung des Immobilienbestandes in den Pfarreien und auf Bistumsebene. Hierfür würden bis Ende 2022 alle rund 800 Gebäude überprüft und entsprechend ihrer Wichtigkeit für das kirchliche Leben in Primär- und Sekundärimmobilien unterteilt. Während die Finanzierung der ersten Gruppe aufrechterhalten werde, sollten Gebäude der zweiten Gruppe verpachtet oder verkauft werden. In einem Begleitschreiben an die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Erzbistum sagte Heße, dass dieser Schritt "mit Trauer und Abschied von liebgewonnenen, vertrauten und zur Heimat gewordenen Gebäuden" einhergehen werde. Im Zuge der Umstrukturierung würden sich aber auch "neue Orte und Weisen" finden, "um gastfreundlich zu sein, sich miteinander zu treffen, Gottesdienst zu feiern und einander im Glauben zu stärken," so der Bischof weiter.
Der prozentuale Anteil für das Aufgabenfeld "Pfarreien und pfarreiliche Pastoralangebote" von rund 40 Prozent am Gesamthaushalt des Erzbistums soll laut der nun verabschiedeten Rahmenordnung nicht reduziert werden. Aufgrund sinkender Kirchensteuereinnahmen rechnet man jedoch mit einem geringeren tatsächlichen Betrag, der künftig für die Seelsorge zur Verfügung stehen werde. Das 1995 gegründete Erzbistum Hamburg ist die jüngste und flächenmäßig größte Diözese Deutschlands. Mit der im Verhältnis zur Fläche geringen Gläubigenzahl von knapp 400.000 ist das kirchliche Leben durch eine starke Diaspora-Situation geprägt. Bereits seit vielen Jahren befindet sich das Bistum in finanziellen Schwierigkeiten, worauf die Bistumsleitung bisher mit Schulschließungen und weiteren Umstrukturierungen zu reagieren versuchte. (mfi)