Ex-Erzbischof von Guam bereits kirchenrechtlich verurteilt

Missbrauch durch Bischof: Betroffener zieht Klage gegen Vatikan zurück

Veröffentlicht am 08.02.2021 um 13:02 Uhr – Lesedauer: 

Hagåtña ‐ Kirchenrechtlich ist der Ex-Erzbischof von Guam bereits schuldig gesprochen – doch der staatliche Prozess auf der Insel läuft noch. Ursprünglich gehörte auch der Heilige Stuhl zu den Beklagten. Nun verzichtet der Kläger allerdings doch auf die Klage.

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Die Klage eines Missbrauchsbetroffenen gegen den Vatikan in Guam ist zurückgezogen worden. Wie die Tageszeitung "Guam Daily Post" am Montagmorgen (Ortszeit) berichtet, hat Mark Apuron den Heiligen Stuhl, den Staat der Vatikanstadt und deren Vertreter aus seiner Klageschrift entfernen lassen. Apuron erhebt Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Onkel, den ehemaligen Erzbischof von Agaña, Anthony Apuron. Dem Diesem wird vorgeworfen, Ende der 1980er Jahre seinen damals 15 bis 16-jährigen Neffen vergewaltigt zu werden. Neben Apuron erheben noch weitere Betroffene Vorwürfe gegen den kirchenrechtlich bereits verurteilten Ex-Erzbischof.

Laut der "Guam Daily Post" hat Apurons Anwältin Ende Januar die neue Klageschrift eingereicht, mit der er vorerst auf eine Klage gegen den Vatikan verzichtet, nicht jedoch gegen die anderen benannten Beschuldigten. Im Januar des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass in der Klageschrift neben dem Kleriker und seinem Orden, den Kapuzinern, und der Erzdiözese auch der Vatikan aufgenommen worden war. Dass auch der Heilige Stuhl zu den Beklagten gehört, wurde damit begründet, dass Apuron "zu allen einschlägigen Zeiten Angestellter des Heiligen Stuhls" und als solcher direkt durch den Papst ernannt worden sei. Keine Person oder Institution habe mehr Informationen über regelmäßige sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wie der Vatikan, hieß es in der Begründung. Informationen der Zeitung zufolge hat der Vatikan sich im Juli des vergangenen Jahres geweigert, die Gerichtsdokumente entgegenzunehmen. Auch mit Hilfe der US-Regierung sei eine Zustellung nicht möglich gewesen. Guam gehört als nichtinkorporiertes Territorium zu den Vereinigten Staaten.

Bereits im Februar 2019 wurde Anthony Apuron, der seit 1986 Erzbischof von Agaña war, in einem kirchlicher Prozess in zweiter Instanz schuldig gesprochen, nachdem er bereits 2016 durch Papst Franziskus als Erzbischof beurlaubt und 2018 durch ein von der Kongregation für die Glaubenslehre eingesetzte Tribunal in erster Instanz verurteilt wurde. Mit den Ermittlungen auf Guam hatte Papst Franziskus Kardinal Raymond Leo Burke betraut. Der Ex-Erzbischof ist damit dauerhaft amtsenthoben, darf sich auch nicht vorübergehend in seinem früheren Erzbistum aufhalten und keine bischöflichen Insignien benutzen. Auch nach dem Urteil, gegen das keine Rechtsmittel mehr eingelegt werden können, beharrte der Kleriker auf seiner Unschuld. (fxn)