Umfrage: Mehrheit der Polen für Rücktritt aller Bischöfe
Eine Mehrheit der Polen spricht sich in einer aktuellen Umfrage für einen Rücktritt aller katholischen Bischöfe des Landes aus. Die Frage "Soll die ganze Bischofskonferenz angesichts der Enthüllung weiterer Pädophilie-Skandale in der polnischen Kirche zurücktreten?" bejahten nach Angaben des Magazins "Wprost" (Montag) 58,7 Prozent; 33,9 Prozent antworteten mit "Nein".
Nur unter den 50- bis 59-Jährigen gab es demnach keine Mehrheit für den Rücktritt der gesamten Bischofskonferenz. In dieser Altersgruppe waren nur 25 Prozent dafür. Bei den 30- bis 39-Jährigen waren hingegen 87 Prozent dafür, dass die Oberhirten ihre Ämter niederlegen. Die Umfrage führte das Institut United Surveys für das Magazin durch.
Vertuschungsvorwürfe gegen mehrere Oberhirten
Mehreren polnischen Bischöfen wird vorgeworfen, sexuellen Kindesmissbrauch durch Geistliche vertuscht zu haben. Zuletzt machte vor allem der Fall des Priesters Andrzej Dymer aus dem westpolnischen Erzbistum Stettin-Cammin (Szczecin-Kamien) Schlagzeilen. Er soll Anfang der 90er Jahre vier Jungen eines Erziehungsheims missbraucht haben. Seit 1995 habe die Kirche davon gewusst, aber nichts gegen Dymer unternommen. Erst vergangene Woche setzte der Stettiner Erzbischof Andrzej Dziega ihn als Direktor eines medizinischen Instituts ab; Dymer starb am Dienstag nach einer langen Krebserkrankung im Alter von 58 Jahren. Polens Vizeregierungschef Jaroslaw Gowin kritisierte daraufhin die katholische Kirche im Land wegen einer ausgebliebenen Bestrafung Dymers. Zudem trat aus Protest gegen das Verhalten von Bischöfen gegenüber Missbrauchsüberlebenden mit Robert Fidura (53) ein Führungsmitglied der Warschauer Kirchenstiftung für Betroffene sexueller Gewalt zurück.
Bereits im Mai 2019 hatten sich in einer Umfrage 54 Prozent der Polen für den Rücktritt der ganzen Bischofskonferenz ausgesprochen. Die Bischöfe entschuldigten sich mehrfach bei Missbrauchsopfern. Unter dem Motto "Gemeinschaft mit den Verwundeten" beging die Kirche in Polen am Freitag einen "Tag des Gebets und der Buße für die Sünde des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen". (tmg/KNA)