Mahlgemeinschaft: Theologen weisen Kritik von Kardinal Koch zurück
Eine Gruppe von neun katholischen und evangelischen Theologen und Pfarrern aus Frankfurt hat Kritik von Kurienkardinal Kurt Koch am protestantischen Abendmahlsverständnis zurückgewiesen. Mit Blick auf die Diskussion um eine wechselseitige Teilnahme von Katholiken und Protestanten an der Feier von Abendmahl und Eucharistie heißt es in der Stellungnahme, Frankfurter Christen verbinde das Vertrauen, dass sie "die Teilnahme an der Mahlfeier der anderen Konfession getrost annehmen und gutheißen können".
Eine entscheidende Frage sei, "ob das Vertrauen besteht, dass auch das evangelische Abendmahl ein Mahl am Tisch des Herrn ist". In der Theologen-Stellungnahme heißt es dazu: "Wir als Frankfurter Christinnen und Christen haben dieses Vertrauen in den vergangenen Jahren gewonnen und gestärkt. Es ist auch unter den leitenden Verantwortlichen der Kirchen so weit gewachsen, dass wir wechselseitig an Eucharistie und Abendmahl teilnehmen können. Wir tun dies im tiefen Vertrauen darauf, dass wir alle Gäste am Tisch des Herrn sind." Das sechsseitige Papier ist unter anderem von den Jesuiten und Theologieprofessoren Ansgar Wucherpfennig und Klaus Vechtel sowie von Frankfurts katholischem Stadtdekan Johannes zu Eltz und seinem evangelischen Amtskollegen Achim Knecht sowie dem evangelischen Theologieprofessor Peter Scherle unterzeichnet.
Koch sprach über Ökumene-"Problem"
Koch, der Präsident des Päpstlichen Ökumene-Rates ist, hatte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) kürzlich in einem Offenen Brief als Beispiel für ein Ökumene-"Problem" genannt. Denn in Hessen-Nassau seien auch Nicht-Getaufte zum Abendmahl eingeladen. Die EKHN hatte bereits erwidert, dass Koch die "differenzierte Regelung" nicht wiedergebe. In der hessen-nassauischen Landeskirche bildeten "in der Regel die Taufe und Mitgliedschaft die Voraussetzung" zur Zulassung am Abendmahl.
Die Frankfurter Theologen weisen nun darauf hin, dass auch in der katholischen Kirche "unter besonderen Umständen" einzelne Personen zum Sakrament der Eucharistie zugelassen würden, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stünden. In ihrem "eucharistischen Alltag" gehe die katholische Kirche hierzulande "weit darüber hinaus": An vielen Orten nähmen etwa konfessionsverbindende Familien regelmäßig an der Eucharistiefeier teil. Und: "Priester und Bischöfe akzeptieren im liturgischen Alltag, dass sich auch andere von Christus eingeladen wissen, die nicht Mitglieder der katholischen Kirche sind." Die Stellungnahme steht unter der Überschrift "Vertrauen ist besser".
Der Ökumenische Kirchentag begrüßte das Votum. Die Frankfurter Erklärung sei ein gutes Beispiel dafür, wie gegenseitige Wertschätzung in der Ökumene funktionieren können, sagte Mario Zeißig, Sprecher des 3. Ökumenischen Kirchentags, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wir freuen uns darüber, dass das Vertrauen in Frankfurt so groß ist, dass sie diesen ökumenischen Schritt gehen und transparent machen." In den meisten Gemeinden sei dies ja ohnehin bereits eine langjährige Praxis. Der Ökumenische Kirchentag lade Gemeinden für Samstagabend, den 15. Mai, dazu ein, selber Gottesdienste ökumenisch sensibel zu gestalten, fügte Zeißig hinzu. Und zwar in ganz Deutschland, nicht nur in der gastgebenden Rhein-Main-Region. "Das sind aber keine Gottesdienste, die der ÖKT veranstaltet, von daher können wir auch nicht vorschreiben, was da passiert", betonte Zeißig. Der 3. Ökumenische Kirchentag findet Corona-bedingt digital und dezentral vom 13. bis 16. Mai statt.
Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) hatte im September 2019 das Votum "Gemeinsam am Tisch des Herrn" vorgelegt. Darin sieht er die wechselseitige Teilnahme an Eucharistie/Abendmahl als "theologisch begründet". Der Vatikan hatte das ÖAK-Dokument zurückgewiesen. Es folgte eine weitere Stellungnahme des Arbeitskreises zu dieser Kritik, über deren Form und Inhalt sich Kurienkardinal Koch irritiert zeigte. In der Diskussion hatte sich zuletzt auch Limburgs Bischof Georg Bätzing zu Wort gemeldet und betont, dass er auf eine "verantwortbare Öffnung der bisherigen Praxis" hoffe. (tmg/KNA/epd)
23.2., 15:45 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme Ökumenischer Kirchentag.