Erstmals leitet eine Frau die Zentrale der Kirche in Deutschland

Beate Gilles neue Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz

Veröffentlicht am 23.02.2021 um 13:02 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Bis zuletzt war unklar, ob die deutschen Bischöfe einen neuen Sekretär wählen können – nun haben sie gewählt: Erstmals steht eine Frau an der Spitze des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Die Limburgerin Beate Gilles ist mit neuem Titel die neue starke Frau in der Kirche in Deutschland.

  • Teilen:

Beate Gilles wird neue Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Wie die DBK am Dienstag mitteilte, wurde die bisherige Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie im Bischöflichen Ordinariat in Limburg von der Vollversammlung des Gremiums mit der erforderlichen Mehrheit gewählt. Ihr neues Amt tritt sie am 1. Juli 2021 an. Gilles folgt nach einer kurzen Zeit der kommissarischen Leitung dem Jesuiten Hans Langendörfer ab, der sein Amt im Januar nach 24 Jahren abgab. Zugleich wird auch der Titel geändert: Statt wie bisher "Sekretär" lautet er in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Weltkirchenrechts nun "Generalsekretärin". Wie ihr Vorgänger übernimmt sie außerdem die Geschäftsführung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD).

Der Vorsitzende der DBK, der Limburger Bischof Georg Bätzing, würdigte Gilles in einer Erklärung als profunde Theologin, die stark in den vielfältigen Strukturen der katholischen Kirche vernetzt und mit besten organisatorischen Fähigkeiten ausgestattet sei. Die Berufung einer Frau sei ein "starkes Zeichen, dass die Bischöfe ihrer Zusage nachkommen, Frauen in Führungspositionen zu fördern". Gilles stellte in ihrer Vorstellung während der Pressekonferenz am Dienstagmittag die Zukunft der Kirche in Deutschland in den Mittelpunkt. Dabei sprach sie sich deutlich für den Synodalen Weg aus, wies aber auch auf zurückgehende finanzielle Mittel hin.

Erfahrung und Engagement in Bildung und Sozialem

Gilles leitet seit März 2010 das Dezernat Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg, dem zahlreiche Einrichtungen und Verbände zugeordnet sind. Zuvor war sie in der Erwachsenenbildung unter anderem in der Medienpädagogik tätig. Sie wurde im Jahr 2000 mit einer wissenschaftlichen Arbeit zur Übertragung von Gottesdiensten im Fernsehen promoviert. Sie ist seit 2020 außerdem ehrenamtliche Bundesvorsitzende von IN VIA Deutschland, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, dessen stellvertretende Vorsitzende sie bereits von 2012 bis 2019 war. Seit diesem Jahr ist sie außerdem Beauftragte der hessischen Bistümer im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks.

In einer ersten Reaktion beglückwünschte die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) die Bischöfe zur Wahl: "Wir freuen uns, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Wir setzen gleichzeitig darauf, dass Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche weiter voran schreitet und die Forderungen, die wir seit Jahrzehnten stellen, nach und nach umgesetzt werden", so die Stellungnahme. Mit Gilles trete "eine versierte und profilierte Theologin" die Nachfolge von Pater Langendörfer an. Der Verband hatte bereits im vergangenen Jahr nach der Rücktrittsankündigung Langendörfers den Wunsch nach einer Frau als Nachfolgerin geäußert. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begrüßte die Wahl einer Frau. Dessen Präsident Thomas Sternberg sprach von einem "starken Zeichen". Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) nannte die Wahl eine "kluge Entscheidung" und klares Zeichen für eine stärkere Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche. Der Hildegardis-Verein sprach von einem "Signal für die Erneuerung unserer Kirche", mit dem die Bischofskonferenz zeige, dass sie auch in den eigenen Strukturen nicht auf die Kompetenz von Frauen verzichten wolle.

Die Generalsekretärin leitet das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Ihre Aufgabe besteht unter anderem in der Unterstützung der Bischöfe bei der Erfüllung ihrer Aufgaben in der Bischofskonferenz. Außerdem bereitet sie Sitzungen der Vollversammlung und des Ständigen Rates vor und nach und führt das Protokoll.  

Aufgrund der Corona-Pandemie muss die Vollversammlung der Bischöfe und damit auch die Wahl des Sekretärs digital stattfinden. Laut Statut muss diese Wahl geheim ablaufen. Das Videokonferenz-System der Bischofskonferenz sei so aufgebaut, "dass eine geheime Wahl per Mausklick durchgeführt werden kann", sagte DBK-Sprecher Kopp katholisch.de am Dienstag. Die Anonymität sei dabei gesichert. (fxn)