Bischofskonferenz protestiert gegen LGBT-Organisation

Ghanaischer Erzbischof: Homosexualität ächten, aber Grundrechte achten

Veröffentlicht am 25.02.2021 um 13:08 Uhr – Lesedauer: 

Tamale/Accra ‐ Homosexuelle leben in Ghana gefährlich. Nur unter Protesten und Gefahr konnten Aktivisten ein Büro einer LGBTQ-Organisation eröffnen. Gegen das Büro protestiert die Bischofskonferenz scharf – dennoch fordert der Vorsitzende, Grundrechte zu achten.

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Der Vorsitzende der ghanaischen Bischofskonferenz, Erzbischof Philip Naameh, fordert seine Landsleute auf, die Grundrechte von Homosexuellen zu respektieren, dabei aber Homosexualität abzulehnen. In einem Radiointerview mit dem Sender Abusua FM sprach sich der Erzbischof von Tamale dafür aus, Homosexuellen dieselben Rechte wie allen anderen Menschen zu gewähren, nachdem sich die Bischofskonferenz zuvor deutlich gegen homosexuelle Handlungen und Rechte für homosexuelle Menschen ausgesprochen hatte. "Nur weil sie homosexuell sind, sollte ihnen keine Anstellung und Wohnung verwehrt werden", so Naameh. "Lesben und Schwule sind Menschen, daher müssen wir sie respektieren. Wir müssen ihnen dieselben Rechte zugestehen, die allen Menschen zustehen." Zugleich sprach er sich aber gegen Rechte aus, "die gegen unsere Kultur und Gottes Willen" stünden. Man müsse zwischen den Menschen und ihren Handlungen unterscheiden.

Protest gegen Büro von LGBT-Organisation

In der vergangenen Woche hatte die Bischofskonferenz des westafrikanischen Landes in einer von Naameh unterzeichneten Stellungnahme die Regierung und das Parlament Ghanas aufgefordert, ein Ende Januar eröffnetes Büro der Organisation "LGBT+ Rights Ghana" in der Hauptstadt Accra wieder zu schließen und sich nicht dem Druck zu beugen, "Rechte von LGBTQI in Ghana zu legalisieren". In dem Schreiben legt die Bischofskonferenz dar, warum Homosexualität aus ihrer Perspektive eine "verabscheuungswürdige Praxis" sei. "Wir, die katholischen Bischöfe von Ghana, schreiben Ihnen, um all diejenigen zu verdammen, die die Ausübung von Homosexualität in Ghana unterstützen", so die Stellungnahme, die außerdem die Lehre des Katechismus in Erinnrung ruft, dass zwischen homosexuell veranlagten Menschen und homosexuellen Akten zu unterscheiden sei. Die Orientierung selbst sei zwar keine Sünde, aber eine "mehr oder weniger starke Tendenz, die auf ein intrinsisches moralisches Übel hingeordnet" sei.

Das Schreiben weist auch darauf hin, dass zur Lehre der Kirche zwar gehört, dass die Rechte von Homosexuellen zu achten seien. Menschen nur aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu schikanieren, sei nicht zulässig. Die Rechte von Homosexuellen umfassten jedoch nicht "das Recht eines Mannes einen Mann oder einer Frau eine Frau zu heiraten", so die Bischöfe.

Menschenrechtslage für Homosexuelle in Ghana prekär

Die Situation von homosexuellen Menschen in Ghana ist laut Berichten von "Human Rights Watch" prekär. Sie und ihre Familien leiden häufig unter Diskriminierungen und Anfeindungen. Homosexualität ist in Ghana unter Männern strafbar und wird in weiten Teilen der Gesellschaft tabuisiert. Die Eröffnung des Büros von "LGBT+ Rights Ghana" war auf große Protestes gestoßen. Aus Sicherheitsbedenken verzichtete die Organisation auf eine Gegendemonstration anlässlich einer am Mittwoch stattfindenden Demonstration gegen das Büro. Mitarbeiter werden laut Angaben der Organisation bedroht.

Philip Naameh ist seit 2009 Erzbischof von Tamale im Norden Ghanas und wurde 2016 zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Landes gewählt. Zum Bischof geweiht wurde er 1995 als erster Bischof der neuerrichteten Diözese Damongo, wo er sich für die Bewältigung ethnischer Konflikte einsetzte. In den 1980er Jahren promovierte er an der Universität Münster bei Arnold Angenendt in Kirchengeschichte. In der Bischofskonferenz von Ghana engagiert er sich für das Bildungswesen und legt einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung sexualisierter Gewalt. (fxn)