Kardinal Sarah: Blödsinn zu sagen, ich sei gegen Papst Franziskus
Kurienkardinal Robert Sarah hat bestritten, ein Gegner von Papst Franziskus zu sein. "Auch wenn einige Journalisten immer wieder diesen Blödsinn behaupten: Ich war nie gegen den Papst", sagte der frühere Leiter der Gottesdienstkongregation der Zeitung "Il Foglio" (Mittwoch). Franziskus schätze klare Aussagen. Entgegen den Fantasien von Journalisten hätten sie stets einfach und problemlos zusammengearbeitet, so der Kardinal in dem Interview.
Ende Februar hatte Franziskus den von Sarah im Juni 2020 angebotenen Rücktritt aus Altersgründen angenommen, ohne aber einen Nachfolger zu ernennen. Der aus Guinea stammende Kurienkardinal gilt aufgrund seiner Äußerungen als Kritiker von Entscheidungen des Papstes. Als Franziskus den Bischofskonferenzen im Herbst 2017 mehr Kompetenzen bei der Übersetzung von Messbüchern einräumte, widersprach Sarah. Darauf forderte Franziskus ihn auf, dies zu korrigieren.
Kooperation mit Benedikt als Affront gegen Franziskus?
Auch die Kooperation Sarahs mit dem emeritierten Benedikt XVI. bei einem Buch über den Zölibat wurde als Affront gegen Franziskus gesehen, weil dieser angeblich erwog, nach der Amazonas-Synode die Zölibatspflicht katholischer Priester zu lockern. Nach der Veröffentlichung habe Franziskus ihn empfangen und "mich unterstützt und ermutigt", so Sarah. Dem Papst zu gehorchen, sei "eine Art, Christus zu gehorchen".
Angesprochen auf die Zukunft der Kirche, verglich der Geistliche deren Lage mit dem Karfreitagsgeschehen. Als Beispiele nannte Sarah einerseits "das Drama und die schrecklichen Verbrechen" des Missbrauchs durch Priester. Andere würden "zum Verrat verleitet, indem sie das Schiff verlassen, um den modischen Mächten zu folgen". Dabei denke er an den Synodalen Weg in Deutschland. "Man fragt sich, was vom Evangelium übrig bleiben wird, wenn das alles so weiter geht: ein wahrer stiller Glaubensabfall."
Sarahs Ansicht nach geht es in der Kirche oft zu wenig um Gott. Und da für die Beziehung der Menschen zu Gott die Liturgie wesentlich sei, habe Benedikt XVI. recht gehabt mit der Aussage, "die Krise der Kirche sei wesentlich eine Krise der Liturgie". Er selbst wolle im Ruhestand weiter schreiben, reden, reisen und Gäste empfangen. Die Kirche habe "dringender denn je Bischöfe nötig, die klar, frei und getreu von Jesus Christus sprechen". (KNA)